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"Ein Freund aus dem Orient bei Freunden"

Griechisch-katholischer Patriarch Gregorios III. war zu Besuch in Treysa - Prälat Lamza nahm Geschenk für Bischof Algermissen entgegen  
Treysa (bpf). Seit nahezu 50 Jahren kommt er regelmäßig nach Deutschland, wo er weiß, daß er als "Freund aus dem Orient" unter Freunden ist. Die Rede ist von Seiner Seligkeit Gregorios III. Laham, dem Patriarchen der griechisch-katholischen Melkiten mit Sitz in Damaskus (Syrien) und Raboué (Libanon). Selbst viele Katholiken wissen nicht, daß es neben der großen Mehrheit der römisch-katholischen Christen in aller Welt auch griechische und orientalische Kirchen des Ostens gibt, die den Papst als ihr Oberhaupt anerkennen und Katholiken sind. Die Gläubigen der Pfarrkuratie Heilig Geist in Treysa konnten jüngst den hohen Gast aus Damaskus gleich in zwei katholischen Gottesdiensten erleben, zum einen in einer Vesper im byzantinischen (ostkirchlichen) Ritus mit anschließender Vorabendmesse, zum anderen am Sonntag in einer Göttlichen Liturgie im byzantinischen Ritus in deutscher und arabischer Sprache. Als Vertreter von Bischof Heinz Josef Algermissen nahm Apostolischer Protonotar Prälat Dr. Lucian Lamza teil, der ein bedeutender Kenner der Ostkirchen ist. "Jeder Sonntag ist für uns Christen des Ostens ein kleines Osterfest, denn mit besonderen Hymnen wird die Auferstehung des Herrn gefeiert", so Gregorios III. in einer Ansprache, in der er auch seiner Hoffnung auf die volle Einheit aller Christen Ausdruck verlieh. In den verschiedenen Riten werde der große Reichtum der Kirche Gottes deutlich. "Der Patriarch begeistert die Menschen, die ihm begegnen, durch seine bescheidene, herzliche und unkomplizierte Art", unterstreicht Treysas Pfarrer Michael Brüne, der das Heilige Land und den Nahen Osten schon des öfteren bereist hat und den Patriarchen, der aus der Nähe von Damaskus stammt, wo Paulus sein Bekehrungserlebnis hatte, noch aus dessen Zeit als Patriarchalvikar in Jerusalem kennt. Er war sogar 2001 bei seiner Amtsübernahme in der syrischen Hauptstadt zugegen. "Ich habe das Silberne Priesterjubiläum von Pfarrer Brüne als persönliche Gelegenheit wahrgenommen, um im Paulusjahr Freunde in Treysa und Gilserberg wiederzusehen", betont der 74jährige arabische Gast in perfektem Deutsch, das er in München erlernt hat. In der Schwalm war der damalige Erzbischof bereits in den Jahren 1996 und 1998 zu Besuch gewesen. "Den Menschen in Deutschland danke ich für ihre Großzügigkeit, mit der sie die Hilfswerke mit Spenden unterstützen - viele sparen sogar, um den Christen im Orient helfen zu können". Die Präsenz der Christen im Nahen Osten sei lebenswichtig für Ausgleich und Dialog zwischen den Religionen, gerade auch zwischen Juden und Moslems, sowie zwischen Europa und der arabischen Welt. "Die Christen müssen immer im Dialog vor Ort präsent bleiben", zeigt sich der Patriarch überzeugt. Daher ist er auch nicht froh darüber, wenn man die Christen des Nahen Ostens zur Abwanderung nach Europa ermutigt. "Auch in unseren Ländern müssen wir Zeugnis für Jesus Christus ablegen", stellt er klar. In einem Gespräch mit Vertretern der Pfarrgemeinde und der Presse erläuterte der "Patriarch von Antiochien und dem Ganzen Orient, von Alexandrien und von Jerusalem" (so sein offizieller Titel, der sich an den alten Ostprovinzen des Römischen Reichs orientiert) die Situation der Christen im Nahen Osten. "Wir Christen sind in dem zu Unrecht angefeindeten Land Syrien sehr akzeptiert und geschätzt", hebt Gregorios III. hervor. Staatspräsident Baschar al-Assad habe Syrien sogar einmal als die "Wiege des Christentums" bezeichnet. Gerade das Paulusjahr werde nicht nur vom syrischen Staat großzügig unterstützt, wie der Patriarch anhand dreier Poster des Tourismusministeriums zeigte, sondern auch in lebendiger Glaubenspraxis wie etwa mit Pilgerprozessionen in Damaskus gefeiert. In den mehrheitlich moslemischen arabischen Ländern gebe es eine lange Erfahrung im Zusammenleben mit Christen, worin der Patriarch die Grundlage für eine prinzipiell vorhandene Religionsfreiheit sieht. Der syrische Staat stelle den Schulen Bücher nicht nur für den islamischen, sondern auch den christlichen Religionsunterricht zur Verfügung. "Die Emigration von Christen aus dem Nahen Osten erfolgt zumeist aus sozialen und politischen Gründen, wie sich durch Umfragen belegen läßt", so Gregorios weiter. Besonders dramatisch wirke sich der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern auf die Situation der Christen im Orient aus. "Eine Christenverfolgung gibt es aber im Nahen Osten nicht", macht er deutlich. Der Konflikt Israel - Palästina bedürfe jedenfalls dringend einer Lösung, damit die Menschen in Frieden zusammenleben könnten. Oftmals kämen die Gemäßigten auf beiden Seiten nicht zu Wort. Man müsse Flüchtlinge möglichst in ihre Heimat zurückkehren lassen, sie aber gegebenenfalls auch integrieren. So habe sein Heimatland Syrien an die zwei Millionen Flüchtlinge aus dem Irak bei sich aufgenommen. "Kürzlich konnten 300 irakische katholische Flüchtlingskinder in Syrien ihre Erstkommunion feiern", betont er. Ein besonderes Anliegen ist Gregorios, der seit 1944 dem Basilianer-Salvatorianer-Orden angehört, die Liebe zur "Mutterkirche" Jerusalem, wo er von 1981 bis 2000 als Erzbischof tätig war, aber ebenso auch die Einheit aller Christen. So war er im Rahmen seiner Reise nach Europa als erster griechisch-katholischer Patriarch bei der vor kurzem beendeten "Lambeth-Konferenz" der Anglikaner in Canterbury als Gast zugegen, wo er ebenso wie Kurienkardinal Walter Kasper für die Gemeinschaft der Christen eintrat und katholische Positionen darlegte. Prälat Lamza betonte, daß der Patriarch die Christen in Deutschland "an unsere apostolischen Wurzeln erinnern und uns geistigerweise zu den frühesten Stätten des Völkerapostels führen" wolle und nahm als dessen Geschenk für Bischof Algermissen ein Antimension mit Zelebret, also einen tragbaren Altar in Tuchform, entgegen. Darauf ist die Grablegung Christi dargestellt und in griechischer und arabischer Sprache beschriftet - ein Zeugnis für die weltweite katholische Kirche. Dem Patriarchen wird nach seinem dritten Besuch in der Schwalm sicher auch die liebenswürdige Gastfreundschaft der Gemeinde Heilig Geist in Erinnerung bleiben, wo viele fleißige Hände während seines Besuchs tätig waren. Dem Autor dieser Zeilen ist selten eine lebendigere Diasporagemeinde begegnet. Christof Ohnesorge *** Stichwort: Griechisch-katholische Melkiten Die Melkitische Griechisch-katholische Kirche hat sich im 18. Jahrhundert von der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Antiochien gelöst und unter Papst Benedikt XIII. (1724-1730) die Einheit mit Rom erlangt. Seit 1848 ist der Sitz des Patriarchen in Damaskus (damals im Osmanischen Reich gelegen). Die melkitischen Katholiken pflegen gute Kontakte mit den orthodoxen Patriarchaten im Nahen Osten und engagieren sich für die Versöhnung zwischen Katholischer und Orthodoxer Kirche. Die Gottesdienste der Melkiten werden in arabischer Sprache im byzantinischen Ritus gefeiert. Die Kirche hat rund 1,3 Millionen Mitglieder, vorwiegend in Syrien, Libanon und Israel sowie in den USA. In Deutschland ist sie kaum vertreten. Dagegen gibt es in Frankreich rund 30.000 griechisch-melkitische Katholiken, was auch daher rühren mag, daß Syrien und der Libanon nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches im 20. Jahrhundert zeitweise unter französische Verwaltung standen.
 

07.08.2008

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