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Theologische Fakultät veröffentlicht Hrabanus-Band

Fulda. „Hrabanus Maurus in Fulda“, so lautet der Titel des soeben erschienenen dreizehnten Bandes der „Fuldaer Studien“, einer von zwei Buchreihen der Theologischen Fakultät Fulda, die von ihrem ehemaligen Rektor Bernd Willmes betreut wird. Herausgegeben von Marc-Aeilko Aris (München) und Susana Bullido del Barrio (Bonn), geht er zurück auf die wissenschaftliche Tagung der Theologischen Fakultät Fulda anlässlich des 1150. Todestags des großen fuldischen Abtes und Gelehrten.

Ein Geleitwort des Rektors der Theologischen Fakultät, Christoph Müller, und eine Einleitung von Marc-Aeilko Aris eröffnen den Band. Im Anschluss würdigt Theo Kölzer (Bonn) Hrabans Leben und Werk; dabei orientiert er sich an dessen Selbstverständnis als Mönch. Zwei mit „Kontexte“ überschriebene Beiträge umreißen darauf den geistes- und realgeschichtlichen Hintergrund seines Wirkens. Bernd Goebel (Fulda) untersucht unter dem Titel „Autorität und Vernunft“ den Methodenstreit in der karolingischen Theologie und in der Theologie des elften Jahrhunderts. So kam es unter den karolingischen Gelehrten der auf Hraban folgenden Generation zu einer intensiven Debatte um die wissenschaftliche Methode in der Theologie. Hatte jener noch ohne weiteres Bibel und Kirchenväter zur selbstverständlichen Grundlage seiner Schriften genommen, führte Johannes Scottus Eriugena deren Autorität auf die Vernunft zurück und verstand Theologie als Philosophie – Auftakt und zugleich erster Höhepunkt einer Rationalisierung der mittelalterlichen Theologie. Berthold Jäger (Fulda) beleuchtet dagegen die wirtschaftliche und rechtliche Entwicklung des Klosters Fulda in seiner Frühzeit, besonders im neunten Jahrhundert, in dem es unter Hraban nicht nur seinen geistigen, sondern auch den personellen Höchststand erreichte. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Abtei werden eingehend dargestellt (so die verschiedenen Werkstätten: für Buchherstellung, Wandmalerei, Edelmetallverarbeitung und Bauwesen), die Entwicklung ihres Besitzumfangs aufgezeigt und ihre verfassungsrechtliche Stellung analysiert.

Den Kern des Bandes bilden vier Beiträge zum Wirken des Hrabanus Maurus in Fulda. Janneke Raaijmakers (Amsterdam) schildert in „Fulda, eine heilige Stadt“, wie Hraban mit Hilfe von Reliquien – neu erworbenen oder neu platzierten –, von „Altartituli“ – Gedichten auf die Heiligen, denen ein Altar gewidmet und mit dessen Reliquien er ausgestattet war –, von Wandmalerei und Architektur in und um Fulda eine sakrale Landschaft schuf. Diese war nicht zuletzt als eine Art bildlicher Religionsunterricht angelegt. Als Hauptbeleg dient hier die – aufgrund der Tituli rekonstruierbare – Anordnung der Altäre in der von Hraban selbst entworfenen ersten Kirche auf dem Petersberg. Sie war allen Heiligen geweiht und stellte gewissermaßen die Summe seines heilsgeschichtlichen Denkens dar. Um eine weitere Reihe von Tituli Hrabans geht es in dem Aufsatz „Sturmi oder Bonfatius?“ von Gereon Becht-Jördens (Mannheim), nämlich jene für die Altäre in der Krypta der 819 geweihten großen Salvatorbasilika des Klosters. Von ihnen existieren zwei Fassungen. Sie stammen aus einer Zeit, in der die Mönchsgemeinschaft durch den von Abt Ratger forcierten rasanten Aufstieg des Klosters Fulda zu einem Zentrum der karolingischen Reichskultur eine Identitätskrise durchmacht. Lässt die erste Redaktion auf eine Anordnung der Altäre schließen, welche die Kontinuität der Lebensform als große Mönchsgemeinschaft mit der frühesten Tradition des Mönchtums aufzuzeigen beabsichtigte, indem sie den Besucher der Krypta auf eine Art Zeitreise zu dessen anachoretischen Anfängen mitnahm, bezeugt die zweite Redaktion eine stärkere Hervorhebung der Gedenkstätte des Gründerabtes Sturmi. Neben dem Bonfiatiusgrab bildete sie ein zweites Zentrum in der Altaranordnung. Die Aufwertung der Sturmitradition durch die Überführung seiner Gebeine an einen herausgehobenen Ort steht für den Versuch, das von diesem verkörperte altmonastische Ideal der Weltabgeschiedenheit mit der neuen reichspolitischen Rolle des Konvents zu versöhnen, die sich auf Bonifatius berufen zu können schien. Für seine Reliquienerwerbungen und Altartituli benutzte Hraban ein selbst verfasstes „Martyrologium“, eine Art kommentierter Heiligenkalender. Der Beitrag von Susana Bullido de Barrio sucht das Martyrologium Hrabans neu zu bewerten. Anders als die bisherige Forschung glauben macht, diente es in erster Linie dem persönlichen Gebrauch und entstand über einen längeren Zeitraum als bislang angenommen. Burghard Preusler (Fulda) schließlich geht der in der Forschung umstrittenen Frage nach, ob die erhaltene Krypta der Kirche auf dem Petersberg eine karolingische oder ottonische Anlage sei. Neuere Untersuchungen sprechen für die frühe Datierung, was die Krypta als Entwurf Hrabans und ein Weihedatum von 838 als wahrscheinlich erscheinen lässt.

Eine von der Herausgeberin erstellte Hrabanus Maurus-Bibliographie bildet den Abschluss des Buches. Sie umfasst, nachdem für die Jahre vor 1979 entsprechende Verzeichnisse bereits vorliegen, den Zeitraum von 1979 bis 2009. Ihr Umfang – es werden fast eintausend Werke aufgeführt – lässt die Bedeutung des Hrabanus Maurus für die Geschichte und Geistesgeschichte des frühen lateinischen Mittelalters ermessen. Mit der Aufnahme von „Hrabanus Maurus in Fulda“ in die „Fuldaer Studien“ hat die Theologische Fakultät ihrem Patron Hraban, selbst ein Freund der Bücher, ein weiteres literarisches Denkmal gesetzt.

Prof. Dr. Bernd Goebel

27.09.2010

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