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„Die Geschichte des Christentums in Eurem Land soll jetzt neu beginnen“

Vor 30 Jahren besuchte der unvergessene Papst Johannes Paul II. die Bonifatiusstadt Fulda  

von Christof Ohnesorge

Erst dreizehn Jahre war ich alt. Ich bin noch immer froh und ein wenig stolz, mit dabei gewesen zu sein. Trotz stundenlangen Stehens in einer riesigen Menschenmenge. Ein Gottesdienst auf dem Fuldaer Domplatz – mit dem Papst! Mithelfen durfte ich nicht, so wie mein Vater und mein Bruder, die auf dem Domplatz Ordnerdienste versahen. Aber ich war dabei. Auf keinen Fall wollte ich es mir entgehen lassen, „Petrus zu sehen“, wie es in Rom heißt, wenn man zur Papstaudienz geht.

„Mit Bonifatius begann gewissermaßen die Geschichte des Christentums in Eurem Land. Viele sagen, diese Geschichte neige sich jetzt ihrem Ende zu. Ich sage Euch: Diese Geschichte des Christentums in Eurem Land soll jetzt neu beginnen, und zwar durch Euch, durch Euer im Geist des heiligen Bonifatius geformten Zeugnis!“ An diese Worte Papst Johannes Pauls II. am 18. November 1980 in Fulda erinnern sich viele derer, die dabei waren und für die der Besuch des Oberhirten der Katholischen Kirche ein tiefgehendes religiöses Erlebnis bedeutete. „Für das wirkliche Fulda ist diese päpstliche Zeitansage mehr als Erinnerung, sie bleibt täglich lebendige Verpflichtung“, ruft Weihbischof Johannes Kapp in Erinnerung. Der Papst seinerseits gab dem damaligen Diözesanbischof Dr. Eduard Schick zu verstehen, wie stark er selbst von dem Besuch in Fulda beeindruckt war. „Der Papst erinnerte sich gut an seinen Besuch in Fulda im November 1980, als er im Bischofshaus übernachtete“, betonte Bischof Heinz Josef Algermissen nach einer Privataudienz bei Johannes Paul II. im Sommer 2003. Mit besonderer Freude vernahm der Papst, dass nach über 20 Jahren seine Worte vom 18. November 1980 in Fulda unvergessen geblieben sind.

Von Mainz her kommend, war der hohe Gast aus Rom am Nachmittag des 17. November mit dem Hubschrauber auf dem Gelände des Bundesgrenzschutzes in der Leipziger Straße gelandet und nach der Begrüßung durch den Ortsbischof im Sichtwagen zum Fuldaer Dom gefahren, wo er die Heilige Messe mit Seminaristen, Diakonen und Priestern feierte und das Grab des heiligen Bonifatius besuchte. „Der Besuchsverlauf war eine logistische Meisterleistung der Organisatoren von damals“, unterstreicht Professor Dieter Wagner, der in die Vorbereitungen involviert war, und nennt insbesondere Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger und den Diözesanbeauftragten für den Papstbesuch in Fulda, Domkapitular Josef Mönninger. Bundesgrenzschutz, Stadt und Bistum arbeiteten eng zusammen. „Nach dem Bonifatiusjubiläum und Katholikentag von 1954 war dies das größte kirchliche Ereignis in Fulda“, so Wagner. Die kulturelle und missionarische Bedeutung Fuldas für Deutschland ist ihm selbst damals erst so richtig und „leibhaftig“ bewusst geworden. „Die ganze Stadt hat den Besuch des Papstes regelrecht mitgelebt“, erinnert sich seine Frau Veronika, die bei einem Gottesdienst im Dom als ehrenamtlich beim Sozialdienst katholischer Frauen Engagierte eine Lesung vortragen durfte. Unvergesslich ist ihr die Feier so nahe beim Heiligen Vater, der sich im Anschluss bei den Mitwirkenden per Handschlag bedankte. „Was mir auch später an ihm auffiel, erlebte ich damals ganz nah: dass Papst Johannes Paul jeweils ganz konzentriert war auf den Menschen, der ihm gegenüberstand.“

„Den Dom und den Domplatz habe ich noch nie so voll erlebt“, hebt Domkapitular i. R. Prälat Hermann Mühl, damals Pfarrer von Maberzell, hervor, der einer der Priester war, die die Kommunion an die vielen Gläubigen austeilten. „Wort und Weisung, die der Heilige Vater in jenen zwei Tagen den Menschen gab, wurden als bleibend angesehen“, wie Alois Wostratzky, von 1973 bis 2002 Pressesprecher des Bistums Fulda, im Rückblick auf den Pastoralbesuch einmal schrieb. In der Tat hat Johannes Paul II. starke Akzente gesetzt, so bereits mit seiner Mahnung am 17. November vor den Priestern, Diakonen und Seminaristen, „alles zu tun, dass der Empfang des Bußsakramentes in der persönlichen Beichte wieder selbstverständlich wird für alle Getauften“. In seiner Ansprache vor der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz warnte er am selben Abend davor, sich allein auf das persönliche Gewissen zurückzuziehen, und rief dazu auf: „Setzt gegen ein Anspruchsdenken und eine Konsumhaltung die Alternative eines Lebens aus dem Geiste Christi.“

Vor den Laien im kirchlichen Dienst appellierte er am Morgen des 18. November, die Sache der Kirche zur je eigenen Sache zu machen, damit Kirche lebendig und glaubwürdig bleibe und werde. „Wo wir mit Klarheit und Direktheit das Evangelium verkünden und dies durch unser Leben unterstreichen, horchen auch heute die Menschen auf“, zeigte sich der Papst bei der anschließenden Begegnung mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken überzeugt. An die katholischen Räte und Verbände gewandt, betonte Johannes Paul II.: „In Glaubensvermittlung und Weltdienst habt auch Ihr heute Eure vornehmste Aufgabe als Laien.“ Die rund hunderttausend Gläubigen auf dem Domplatz und im gottesdienstlichen Bezirk, der bis zum Schlossgarten reichte, rief er in seiner Predigt auf, Mitverantwortung für die Zukunft der Kirche zu tragen. Als begeistert von Jesus und menschlich offen hat den Papst an diesem Tag Weihbischof Kapp erlebt: „Von ihm ist der Funke auf die Menschen übergesprungen und hat sie angesteckt.“

Alt und jung jubelten ihm zu Zehntausenden zu, als der Heilige Vater im Anschluss an die Messfeier über die Kastanienallee (heute: Johannes-Dyba-Allee), die Pauluspromenade, den Bonifatiusplatz und den Schlossgarten zum Bischofshaus fuhr. Noch am Nachmittag jenes denkwürdigen 18. November flog der Papst vom BGS-Gelände ab und weiter nach Altötting. Es war in neuerer Zeit der bislang einzige Besuch eines Nachfolgers des heiligen Petrus in der Bonifatiusstadt; im Jahre 1020 war schon Papst Benedikt VIII. in Fulda gewesen.

Heute stehe ich im Dom, mit meiner Kleinen auf dem Arm, schaue auf die Gedenktafel, die an den Besuch des großen Papstes Johannes Paul II. erinnert, und denke mir: das war einer der eindrucksvollsten Augenblicke meiner Kindheit. Mein geliebter Vater lebte damals noch, und er war als 57jähriger mindestens ebenso begeistert gewesen wie ich mit meinen 13 Jahren. Johannes Paul II. war mein Papst, fast solange ich denken kann. Er wird es immer bleiben, denn er hat auch mir Mut zum Glauben gemacht. Das liebe, kleine Gesicht meiner Tochter Zita schaut mich an, so als wolle sie fragen: Ob ich wohl auch einmal „Petrus sehen“ darf, hier bei uns in Fulda?

15.11.2010

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