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Bistum Fulda

In der Hoffnung auf Gottes Beistand Neues gewagt

Theologische Fakultät beging traditionelle Hrabanus-Maurus-Akademie – Bischof Roos von Temeswar Ehrendoktor  
 

Fulda (bpf). „Die Neuorganisation einer Diözese nach der kommunistischen Ära ist wahrhaftig nicht nur ein organisatorischer, sondern vor allem auch ein pastoraler und missionarischer Akt“, hob der Großkanzler der Theologischen Fakultät Fulda, Bischof Heinz Josef Algermissen, am Freitag zum Abschluss der traditionellen Hrabanus-Maurus-Akademie, des Patronatsfestes der Fakultät, hervor. Der Oberhirte würdigte in seinem Schlusswort im Auditorium maximum den Einsatz von Bischof Martin Roos von Temeswar (Rumänien), der nach der Wende in Osteuropa in seine Heimat zurückgekehrt war, „um aus Überzeugung und in der Hoffnung auf Gottes Beistand Neues zu wagen“. Roos (68), der 1999 vom heutigen Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, zum Bischof geweiht wurde, ist von der Theologischen Fakultät Fulda wegen seiner Verdienste um die Kirchengeschichte des Banats wie auch um den Studien- und Bildungsaustausch, vor allem in der Priesterausbildung, zwischen den Diözesen Temeswar und Fulda zum Ehrendoktor der Theologischen Fakultät promoviert worden. Eine solche Ehre wurde bislang nur dem damals emeritierten Bischof von Fulda, Prof. Dr. Eduard Schick, im Jahre 1983 teil. Den Anstoß zur Ehrung Roos’ hatte Apostolischer Protonotar Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke gegeben, der mit dem Geehrten seit dem gemeinsamen Studium in Königstein/Taunus befreundet ist und mit ihm zusammen den Austausch von Priesteramtskandidaten und Lehrenden zwischen den Diözesen Fulda und Temeswar ins Leben gerufen hat.

 

„Möge die Freundschaft, die zwischen zwei Studenten damals begann, den Weg weisen und möglichst vielen jungen Priesteramtskandidaten zum Vorbild dienen“, so Bischof Algermissen zu der Verbindung der beiden Heimatvertriebenen, aus der viel Gutes zugunsten der beiden Bistümer entstanden sei. Auch heute noch sei es die Aufgabe der Theologie, der Professoren der Theologie mit den Studierenden, „sich dem Geheimnis Gottes immer wieder neu zu nähern“, machte der Oberhirte deutlich.

Dem Anlass entsprechend waren Kirche und Wissenschaft bei der akademischen Veranstaltung hochrangig vertreten. Neben Bischof Algermissen und seinen Weihbischöfen Johannes Kapp und Prof. Dr. Karlheinz Diez nahmen auch Nuntius Dr. Périsset aus Berlin sowie Bischof László Böcskei von Großwardein (Oradea Mare), bis 2008 Generalvikar des Bischofs von Temeswar, und Bischof Daniel Mizonzo von Nkayi (Kongo-Brazzaville) teil, und aus Budapest war der Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Előd Nemerkényi angereist. Rektor Monsignore Prof. Dr. Christoph Gregor Müller konnte Mitglieder des Domkapitels und Professoren der Theologischen Fakultät und zahlreiche Gäste aus Kirche, Wissenschaft und Gesellschaft, darunter Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller, willkommen heißen.

Zwei Vorträge beleuchteten Leben und Werk von Bischof Martin Roos. So legte Generalvikar Dr. Stanke dar, wie es zu der engen Verbindung der Diözesen Temeswar und Fulda gekommen war. Die Freundschaft beider Priester hatte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Königstein/Taunus begonnen, wo zwischen 1949 und 1978 Priesterkandidaten studierten, die durch Krieg und Vertreibung aus ihrer Heimat in den Westen verschlagen worden waren. Aus dieser Hochschule gingen insgesamt 417 Priester hervor, von denen nur die wenigsten – unter ihnen Bischof Roos – in ihre frühere Heimat zurückkehren konnten. „Martin Roos hielt sehr engen Kontakt mit seinem Ursprungsbistum Temeswar; er fuhr in seinem Urlaub regelmäßig dorthin“, erinnerte sich Prof. Stanke. So habe er beispielsweise dort unter großem Risiko die Akten von Pfarrarchiven gefilmt und für die Wissenschaft sichergestellt.

Enge Freundschaft durch katholische Internationalität
Nach der Wende in Rumänien wurde es Roos von seinem deutschen Bischof erlaubt, in sein Heimatbistum zurückzukehren, wo er zunächst als Kanzler seine ganze Kraft für die Neuorganisation und den Wiederaufbau des Bistums Temeswar einsetzte. Bald konnten dann auch Priesteramtskandidaten von dort in Fulda ihre Studien fortsetzen, was bis auf den heutigen Tag anhält – derzeit studieren zwei Studenten aus Temeswar in Fulda. Stanke selbst hat sechsmal Fortbildungen für Priester in Temeswar gehalten, Rektor Müller leitete 2008 einen Kurs dort zum Paulusjahr. Im Laufe der Jahre habe sich laut Prof. Stanke ein breites Beziehungsnetz entwickelt, und viele Freundschaften seien zwischen Priestern beider Bistümer gewachsen. „Im Blick auf die Veränderungen, die sich in der Welt vollziehen, ist eine positive Internationalität ja äußerst zeitgemäß, und sie entspricht auch der Katholizität der Kirche.“

In den Fußstapfen eines Heiligen
Prof. Nemerkényi legte in seinem Fachvortrag dar, wie grundlegend die Forschungen von Bischof Roos zur Geschichte der alten Diözese Csanád, aus der das Bistum Temeswar hervorging, seien. Bischof Roos ist der Verfasser des Buches „Erbe und Auftrag“, dessen erste, umfangreicher Band 2009 im Selbstverlag der drei Bistümer Szeged-Csanád, Groß-Betschkerek und Temeswar erschien. Hier wird von Roos besondere Beachtung dem ersten Bischof von Csanád im 11. Jahrhundert, dem heiligen Gerhard, geschenkt. Das Martyrium und den Kult dieses Heiligen habe Roos unter Heranziehung unterschiedlichster Quellen ausführlich geschildert. Die wissenschaftlichen Arbeiten habe der Geehrte in bemerkenswerter Weise neben seinen geistlichen und administrativen Pflichten als Diözesanbischof verfasst und sei damit in die Fußstapfen eben des heiligen Gerhard, seines Vorgängers auf dem Bischofsstuhl, getreten.

Dank für zwanzig Jahre Zusammenarbeit
Bischof Martin Roos, den Nuntius Périsset in seinem Grußwort als einen „großen Vermittler der Weisheit und Lehrer“ bezeichnete und seine pastoralen, literarischen und historischen Neigungen würdigte, hob in seinem Dankeswort hervor, dass er kein Fachwissenschaftler sei, sondern aus Liebe und Verbundenheit mit seiner alten Diözese deren Vergangenheit studiert habe. Seine historische Arbeit sei „den Gewesenen, den Gegenwärtigen, den Kommenden aus Klerus und Volk“ gewidmet – dabei habe er besonders seine Priester vor Augen gehabt, die in einer oftmals schwierigen Diasporasituation ihren Dienst erfüllen müssten und die ihre Geschichte kennen sollten. Bereits in seiner Predigt in der dem Festakt vorausgehenden Eucharistiefeier hatte der Geehrte sich vor allem für die zwanzigjährige Zusammenarbeit und den Austausch zwischen beiden Bistümern bedankt. Die in Fulda ausgebildeten Priester machten zehn Prozent seines Klerus aus. Roos verglich auch die beiden Bistumsheiligen miteinander: „Bonifatius wie Gerhard sind Missionare, beide waren Ausländer, sie verließen ihre Heimat und zogen in die Fremde.“ Beide hätten die Fundamente zu etwas Neuem gelegt und seien als Märtyrer gestorben. Rektor Müller erhielt am Ende des Festaktes von Bischof Roos eine Ikone der „Drei Hierarchen“, der hl. Basilius d. Gr., Johannes Chrysostomos und Gregor von Nazianz, die in der östlichen und westlichen Christenheit gleichermaßen verehrt werden und die auch die Stadtpatrone des orthodox-rumänischen Temeswar sind.

Im Rahmen der akademischen Veranstaltung fand noch eine weitere Promotion statt: Pfarrer Michel Marc Mvomo (38) aus dem Bistum Mbalmayo (Kamerun), der von 2002 bis 2010 in Fulda studierte und in der Seelsorge aushalf, wurde mit einer Arbeit über Pastoral in Afrika bei Prof. Dr. Richard Hartmann zum Dr. theol. promoviert.

Die Akademieveranstaltung wurde musikalisch umrahmt durch Tobias Feldmann (Violine) und Reinhold Feldmann (Klavier) mit Stücken von Niccolò Paganini, Eugène Ysaÿe und Pablo de Sarasate.

07.02.2011

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