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Bistum Fulda

„Mit Jesus Christus in der Mitte der Menschen leben“

Traditioneller Priestertag im Kolpinghaus – Prager Religionsphilosoph Tomáš Halík sprach vor rund 200 Geistlichen

v.l.n.r. Bischof Algermissen, Prof. Halík, Generalvikar Stanke und Weihbischof Diez 
v.l.n.r. Bischof Algermissen, Prof. Halík, Generalvikar Stanke und Weihbischof Diez

Fulda/Hanau/Kassel/Marburg (bpf). „Jesus Christus muss unbedingt die Mitte unseres priesterlichen Lebens sein“, betonte Bischof Heinz Josef Algermissen am Dienstag beim traditionellen Priestertag der Diözese in Fulda. In einem feierlichen Gottesdienst im Dom, an dem rund 200 Welt- und Ordensgeistliche teilnahmen, sagte der Oberhirte, dass Priester nur glaubwürdig handeln könnten, wenn sie aus der Mitte der Begegnung mit Christus lebten und bereit seien, „mit ihm in der Mitte der Menschen zu wohnen, in ihrer Mitte zu leben und zu wirken, um sie in ihren Herzen zu berühren“. Vor allem in der Hl. Eucharistie versammle der Priester die Menschen zur Mitte hin und lasse Christus in das Innerste des Menschen gelangen. In der Feier der Versöhnung, dem Bußsakrament, trage der Priester dazu bei, dass Menschen wieder ihre Mitte finden, mit sich selbst und vor Gott ins Reine kommen. In der Krankensalbung hole er den Kranken in die Mitte, um ihm Aufrichtung in schwerer Krankheit zu schenken.

Auch wenn die Zahl der Gläubigen in Zukunft noch kleiner werde und die Belastung für die Priester größer, sei „die Kraft überzeugter und überzeugender Menschen“ nach wie vor von vielen ersehnt. Das Apostolische Schreiben „Evangelii Nuntiandi“ von Papst Paul VI. von 1975 zeige bereits notwendige Schritte zur Evangelisierung. „Es sind dies das Zeugnis des Lebens und des Wortes, die Zustimmung des Herzens, das seine Mitte gefunden hat, und die Feier der Sakramente.“ Der Bischof dankte den Geistlichen für ihren Dienst und ihre Bereitschaft, auch in der heutigen Zeit „missionarisch Kirche zu sein“.

Vortrag über den Glauben an Gott in der Postmoderne
Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke begrüßte im Anschluss an den Gottesdienst die im Kolpinghaus versammelten Geistlichen, insbesondere die diesjährigen Jubilare unter den Geistlichen sowie die neugeweihten Priester und Diakone, und erinnerte an die im vergangenen Jahr verstorbenen Geistlichen. Den Vortrag zum Thema „Wie heute von Gott reden?“ hielt der diesjährige Ehrengast des Bistums Fulda, der bekannte tschechische Priester und Religionsphilosoph Prof. Dr. Tomáš Halík (Prag), der sich in den letzten Jahrzehnten besonders für die deutsch-tschechische Versöhnung eingesetzt hat. Wer über Gott sprechen wolle, sollte zunächst in sein eigenes Herz schauen, ob in ihm genug Liebe sei, unterstrich der Prager Theologe. Prof. Halík stellte heraus, dass die Erkenntnisse der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts die festen Systeme religiöser Vorstellungen in Bewegung gebracht hätten. „Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass diese Situation für den Glauben ein Segen ist.“ Der Glaube werde dadurch nämlich wieder zu einem „freien Akt“ und zu einer nicht erzwingbaren und mutigen Wahl. Die Gläubigen, die durch die religiösen Erschütterungen der Moderne, die „Finsternis Gottes“, hindurchgegangen seien, hätten zwar viele Vorstellungen und Illusionen verloren, „nicht jedoch Gott selbst“, so der Referent. „Sie haben erfahren, dass Gott tiefer wohnt, als es ihnen bisher schien.“ Deshalb müsse auch der Glaube mehr als früher in die Tiefe vordringen, was schon die großen Mystiker wie Johannes vom Kreuz und Theresa von Avila betont hätten. Wenn der Glaube durch das „Sperrfeuer der modernen Religionskritik“ gegangen sei, führe dies zu der Entschlossenheit, erneut und trotz allem zu glauben.

Gott hat Platz im Herzen der Wirklichkeit
Heute setze sich die Erkenntnis durch, dass die Säkularisierung durchaus nicht das letzte Wort in der Geschichte habe. In der Geschichte der Menschheit gebe es Zyklen von Wachstum, Niedergang und Wiederaufschwung auch bei der Religion. Diese erscheine heute als „anthropologische Konstante, als eine nicht mehr wegzudenkende Dimension der menschlichen Kultur“, gab Halík zu bedenken. So sei auch die marxistische Vorstellung vom Sieg des wissenschaftlichen Atheismus gescheitert. Andererseits seien „Erneuerungen oder die Rückkehr von Religion nie eine Wiederkehr des Gleichen“. Nebeneinander bestünden heute religiöser Fundamentalismus, militanter Atheismus und unverbindliche Esoterik – es sei eine „postsäkulare Zeit“, in der sich die „Tiefendimension der Wirklichkeit“ erkennen lasse. „Gott, der in der modernen Autonomie keinen Platz hatte, kann in der postmodernen Perspektive einen sogar sehr würdevollen Platz finden“, zeigte sich Prof. Halík überzeugt, und dies nicht „irgendwo am Rande“, sondern „im Herzen der Wirklichkeit selbst“. Das „Jenseits“ müsse nicht konstruiert werden, aber man könne auch nicht nur an der Welt-Oberfläche bleiben.

Gott ist ein Geheimnis, das nur dem Glauben zugänglich ist
Die göttliche Nähe Gottes zu entdecken setzt nach Halík voraus, „mit vollem Ernst und in der Tiefe seine Verborgenheit, seine Distanz am eigenen Leib zu verspüren und zu durchdenken“. Ohne die Frucht dieser Erfahrung ließe sich der Gott des christlichen Glaubens leicht mit den „banalen Götzen“ heutiger „religiöser Verkäufer“ verwechseln, unterstrich der Gast aus Prag. Aufgabe eines Theologen sei es zu zeigen, dass die christliche Auffassung von Gott in der Verbindung seiner Verborgenheit mit seiner „unglaublichen Nähe“ bestehe. „Wie kann man der erwarteten Nähe Gottes entgegenkommen?“, fragte er sodann. Die Antwort sah Halík im Gebot der Liebe, besonders der Nächstenliebe, die Jesus Christus in die Mitte seiner Verkündigung stellt. Die Definition der Liebe des heiligen Augustinus „Ich will, dass du bist“ (Volo ut sis) lasse sich sowohl auf die Liebe zu einem Menschen als auch auf die Liebe zu Gott beziehen. Gott sei keine simple Tatsache, kein Gegenstand: „Gott ist ein Geheimnis, das nur dem Glauben zugänglich ist, dem Geschenk der Gnade“. Die Sehnsucht und das Wollen seien dem Wesen des Glaubens näher als eine bloße Meinung. Der „Durst des menschlichen Herzens nach Gott“ dringe sicherer in das Herz Gottes vor als die rein vernunftgemäße Zustimmung des Verstandes, betonte Prof. Halík. „Erst in der Erfahrung der Liebe eröffnet sich ein Raum, in dem wir überhaupt den Sinn des Wortes ‚Gott‘ erblicken können.“

10.06.2015


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