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Bistum Fulda

Erlösung durch einen mitleidenden Gott

Traditionelle Hrabanus-Maurus-Akademie – Festvortrag thematisierte Selbsthingabe Jesu

Fulda (bpf). „Nur der im Gekreuzigten mitleidende und anteilnehmende Gott, der die Schmerzen, Ängste und Tränen der Menschen kennt, ist letzten Endes Lösung und Erlösung“, unterstrich der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Donnerstag im Auditorium maximum der Theologischen Fakultät Fulda. Algermissen, der in seiner Eigenschaft als Großkanzler der Theologischen Fakultät ein Schlusswort zur traditionellen Hrabanus-Maurus-Akademie sprach, gab zu bedenken, dass die heute gängige Gottesvorstellung den „Träumereien von einer leidfreien Gesellschaft“ entspreche, die keine Wunden und keinen ungetrösteten Schmerz vertrage. „Gott nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen harmlos zurechtzuträumen, so, wie man ihn gerade und sofern man ihn gerade braucht, entspricht nicht dem Gott der Bibel, der sich unseren vorgefassten Bildern und Konzepten verweigert.“ Die Theologie habe die Aufgabe, unter den Bedingungen ihrer Zeit die Frage nach Gott zu stellen und eine lebensfähige Antwort zu geben. Der Oberhirte gab angesichts von Hunger und Vertreibung in der Welt seiner Hoffnung Ausdruck, dass man einander helfen könne, das eigene Gottesbild reifen zu lassen, damit es gerade in Zeiten der Not und Trauer tragfähig sei.  


Festvortrag über die Proexistenz Jesu Christi


Bischof Algermissen betonte, dass künftige Priester und Seelsorger durch das Theologiestudium die Fähigkeit zum Dialog mit Andersdenkenden und Andersgläubigen erlernen müssten. „Dialogfähigkeit und Dialogpraxis relativieren keineswegs den eigenen Standpunkt, sie lassen aber die geglaubte Wahrheit in Beziehung treten zu anderen Sichtweisen.“ Der Oberhirte dankte dem Paderborner Priester Dr. Johannes Kudera für seinen Festvortrag mit dem Titel „Die Proexistenz Jesu Christi – eine Theologie für das 21. Jahrhundert?“. Zu Beginn der Festakademie hatte Rektor Prof. Willmes den Bischof sowie Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, die anwesenden Domkapitulare und Professoren der Theologischen Fakultät und zahlreiche Gäste aus Gesellschaft, Kirche und Wissenschaft begrüßt. Im Laufe der Veranstaltung wurden dem Referenten Dr. Kudera die Promotionsurkunde sowie den vier Absolventen Julia Mikuda, Rosemarie Reith, Christof Acker und Dominik Ritter für ihre Magister- bzw. Diplomarbeiten der mit je 1.000 dotierte Eduard-Schick-Preis verliehen. Die Akademieveranstaltung wurde am Klavier musikalisch umrahmt von Jonas Fischer mit Werken von J. S. Bach, F. Chopin und W. A. Mozart. 

 

In seinem Vortrag stellte Dr. Kudera im Zusammenhang mit der Frage, welche Spiritualität für die Zukunft der Kirche wegweisend sein könne, den Proexistenzbegriff des 1999 verstorbenen Theologen Heinz Schürmann vor. Laut Papst Johannes Paul II. schenkt nämlich Jesus Christus, der der neue Mensch sei, sein Leben und erwartet auch von seinen Jüngern, dass sie zur vollen Selbsthingabe bereit seien. Die Bereitschaft Jesu Christi zur Selbsthingabe unter dem Begriff der Proexistenz hat Schürmann in seiner Christuslehre in vielen Veröffentlichungen niedergelegt. Der Referent zeigte systematisch am Leben Jesu, wie bedeutsam der Proexistenzgedanke Schürmanns ist. Bereits bevor Jesus Nazareth verließ, hatte er sein Leben ganz auf Gott ausgerichtet und sah in seiner Person und seinem Wirken die Gottesherrschaft schon anwesend. In seiner Zuwendung zu den Menschen im öffentlichen Auftreten hat sich Jesus nach Karl Rahner als der „absolute und endgültige Heilbringer“ verstanden und lebte ganz für Gott und sein Reich.


Die dienende, aktiv-liebende Grundhaltung hielt Jesus dann bis in seinen Tod durch und setzte diesen als Mittel für den Durchbruch der Gottesherrschaft ein. So seien laut Kudera die Feindesliebe und die Liebe Jesu zu den Sündern charakteristisch für seine Selbsthingabe gewesen. „Jesus hat seinen Tod am Kreuz mit dem Heil der Gottesherrschaft zusammengedacht“, so der Referent. In der Hoffnung, dass Gottvater seinen Tod heilsbedeutsam machen werde, habe er diesen auf sich genommen, durchaus auch als stellvertretende Sühne. Schürmann hatte herausgearbeitet, dass Jesus das ihm in Jerusalem bevorstehende Schicksal aktiv bejaht habe. „Wenn der absolute Heilbringer diese Haltung im Tode aktiv proexistent durchgehalten hat, ist dieser Tod heilsbedeutsam“, unterstrich Kudera. Aktive Proexistenz bedeute aber auch, dass Jesus als Heilsbringer in Erwartung seiner Auferweckung und Erhöhung gestorben sei. Der Kern der Proexistenz Jesu nach Schürmann lasse sich so zusammenfassen: Jesus richtet sich auf Gott aus, er richtet sich auf die Gottesherrschaft aus, und er bietet Gott seine Bereitschaft an, selber den Tod auf sich zu nehmen. Papst Benedikt XVI. hob 2012 in Freiburg hervor, dass Jesu ganzes Wesen mit dem Wort „Proexistenz“ umschrieben werde, die nicht nur eine Dimension dieser Existenz sei, sondern ihr Innerstes und Ganzes. „Wenn uns gelingt, dies zu verstehen, dann sind wir wirklich dem Geheimnis Jesu nahegekommen, dann wissen wir auch, was Nachfolge heißt“, so der Papst damals bei seinem Besuch in Deutschland.

05.02.2016


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