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Bistum Fulda

Anne Gathmann in Sankt Elisabeth 2017

Kassel . Sieben Künstlerinnen und vier Künstler hatte die katholische Kirche eingeladen, ein Kunstwerk für die Kirche St. Elisabeth in Kassel 2017 zu entwerfen und in einer öffentlichen Veranstaltung vorzustellen. Diese Präsentationen fanden im Frühjahr 2015 und 2016 statt. Jetzt hat sich die Vorbereitungsgruppe der Ausstellung für den Entwurf von Anne Gathmann entschieden. „Anne Gathmann schafft Kunstwerke mit klaren Formen und einfachen Materialien. Ihre Objekte bewirken nicht nur für sich selbst Aufmerksamkeit, sondern aktivieren in außergewöhnlicher Weise die Wahrnehmung für den Raum, in dem sie installiert sind.“, erläutert Dr. Burghard Preusler, Diözesanbaumeister und -konservator des Bistums Fulda, die Entscheidung für die Berliner Künstlerin. Anne Gathmann freut sich sehr darauf, ihre Idee für die Elisabethkirche verwirklichen zu können: „An einem geistigen, meditativen Ort meine Arbeit zu entwickeln reizt mich sehr. Besonders fasziniert mich die charakteristische Architektur des Kirchenraums. Sie fordert mich heraus, die Vielfalt der wahrgenommenen Aspekte und Assoziationen in einer konzentrierten Figur zu fassen.“


 

Unbeständige Realitäten aufdecken


Anne Gathmann wurde 1973 in Remscheid geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Gathmann studierte an der Bergischen Universität Wuppertal und an der Universität der Künste Berlin. Ihre Ausstellungen im In- und Ausland zeigen schwerpunktmäßig Installationen im Kontext medienübergreifender, teils ortsspezifischer Praxis. Mit minimalen und zugleich poetischen wie präzisen Eingriffen decken ihre Arbeiten die Instabilität von Realitäten auf.

 
 

Eine Linie durch den Kirchenraum


Anne Gathmanns Entwurf sieht ein Band aus mehreren Tausend Aluminiumelementen vor, das den Kirchenraum von St. Elisabeth durchmisst. Die Elemente sind auf zwei Stahlseile gezogen, die an zwei Punkten unter der Decke befestigt werden: vor der Orgel und vor der Altarwand. Das Band folgt also der Längsachse des Raums und findet seine Position auf Grund der Gravitation. Der Wendepunkt befindet sich auf knapp drei Meter Höhe.



Den Raum verwandeln


„Wer sich mit dem Werk von Anne Gathmann befasst, wird bald feststellen, dass es darin um die Einrichtung und Strukturierung von Fläche und Raum geht, also um eine Erweiterung von der Zwei- in die Drei- und weiter in die Mehrdimensionalität“, schreibt der Baseler Kulturkritiker Aurel Schmidt. „Die Konstruktion des Kunstwerks ist so angelegt, dass die Aufmerksamkeit von der flachen, nach vorne orientierten Ausrichtung fortgezogen und der Blick in die Höhe gelenkt wird, dorthin, wo wir annehmen, dass der Geist waltet, der das Haus durchzieht.“ Für Schmidt sprechen die Arbeiten von Gathmann die „Ambivalenz des Raums“ an. In Gathmanns Entwurf für die Elisabethkirche „entwickelt und öffnet der Raum sich nach oben, wodurch der physikalische Raum sich in einen geistigen verwandelt.“ 
 

Klar und reduziert


Michaela Tünnemann, Kunsthistorikerin, katholische Jugendbildungsreferentin und Mitglied der Vorbereitungsgruppe, in der Fachleute aus den Bereichen Kunst und Bildung, Vertreter des Bistums und der Kirche vor Ort zusammenarbeiten, ist begeistert von der künstlerischen Idee, die Anne Gathmann im Kirchenraum realisieren will: „Beeindruckt hat uns das klar durchdachte und reduzierte Konzept der geschwungenen Linie. Es fragt uns nach unserem Raumgefühl, nach dem was uns als Individuen und als Gemeinschaft wesentlich erscheint. Als jemand, der auch Führungen anbieten wird, verspreche ich mir eine Fülle intensiver Begegnungen und Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern. Mit Gathmanns reduziertem Konzept setzen wir auch einen neuen Akzent in Bezug zu unseren vorherigen Ausstellungen, der uns bei der Entscheidung für die Künstlerin wichtig war.“


 

Menschenbilder, Raumbilder


Für Diözesanbaumeister Dr. Preusler ist die Kunst heute sehr „geerdet“. Seit rund 150 Jahren würden Künstler aus guten Gründen den gesellschaftlichen Konflikten mehr und mehr nachgehen. Dabei erforschen sie phantasievoll ‚irdische‘ Zusammenhänge und durchmessen mit viel persönlichem Risiko die Welt mit ihren scharfen sozialen Kontrasten, ihren materiellen und ideellen Widersprüchen: „Wir, die wir versuchen, uns an Jesus Christus ein Beispiel zu nehmen, sind der Überzeugung, dass nur in der Orientierung über die weltlichen Händel hinaus, die Chancen für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt wachsen. Auch dafür haben die Künstlerinnen und Künstler in der Vergangenheit viele Bilder gefunden: Menschenbilder, Zeichen- und Symbolbilder und auch Raumbilder, die mal opulent, mal minimalistisch daherkommen.“ Die Ausstellungen in St. Elisabeth zeigten sowohl 2002 als auch 2007 und 2012 Menschenbilder. Preusler: „Wir sind dabei jedes Mal auf der Suche nach der Form gewesen, die mehr ausdeutet, als den unmittelbaren irdischen Zusammenhang, aus dem sie entsteht. Dieses Mal schlagen wir uns – ich betone ‚mit Freude‘ – auf die reduziertesten Seiten der Form. Mit einem Material, mit einer räumlichen Geste, die sich auf den Einheitsraum des Kirchenschiffes beschränkt, vertrauen wir der Kraft der künstlerisch ersonnenen, schlichten Form.“



Kunst in der Kirche anlässlich der documenta


„Warum sich die katholische Kirche mit einer Ausstellung in St. Elisabeth am kulturellen Leben der Stadt während der documenta beteiligt, wurde gerade 2012 sehr stark thematisiert“ sagt der Kasseler Dechant Harald Fischer. Viele Gemeindemitglieder wirken durch ihr umfangreiches ehrenamtliches Engagement daran mit, die Ausstellung in St. Elisabeth möglich zu machen. Für Fischer gehörten Kunst und Kirche schon immer zusammen: „Bei einer solchen Veranstaltung in Kassel, zu der Hundertausende Menschen aus der ganzen Welt anreisen, wird die katholische Kirche nicht die Türen geschlossen halten, sondern den Raum der Elisabethkirche durch eine eigene künstlerische Installation in besonderer Weise erlebbar machen. Die documenta-Zeit bietet uns viele Möglichkeiten, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Denn Kunst reflektiert oft die Sinnfrage, was die Menschen, was die Welt bedeutet. Dieser Frage geht auch die Kirche immer wieder nach."



Ein Ort, den man gesehen haben muss


Marcus Leitschuh, Vorstandsmitglied im Pfarrgemeinderat von St. Elisabeth und Mitglied in der Vorbereitungsgruppe, weist mit Freude darauf hin, dass der Turm der Elisabethkirche in dem jetzt erschienenen Buch von Dietmar Hoos '111 Orte in Kassel, die man gesehen haben muss' als einer dieser Orte genannt wird: "Als Gemeinde sind wir sicher, dass im nächsten Sommer nicht nur der Turm, sondern auch das Kircheninnere durch die Installation von Anne Gathmann zu einem solchen Ort wird, den man 2017 in Kassel gesehen haben muss. Gathmanns metallene Kurveninstallation erscheint uns als ein Eingriff in den Kirchenraum, der ihn erst richtig sichtbar macht und hier hinein gehört. Als sei er eigentlich immer schon da gewesen, zumindest aber dringend notwendig! Die Höhe, Weite und Offenheit, das Licht, die Luft und die Freiheit dieses Raumes werden anregend, aufregend und in jedem Fall einladend erlebbar. Das metallene Band im Inneren der Kirche ist eine leise Einladung zum Staunen, Innehalten und vielleicht auch zu Meditation und Gebet in der wunderbaren Vielfalt des Sommers und der documenta.“


Ein eigener Raum für Gegenwartskunst


Wie schon 2002, 2007 und 2012 nehmen das Bistum Fulda und die katholische Kirche in Kassel (Dekanat Kassel-Hofgeismar) auch 2017 die documenta-Zeit als Gelegenheit wahr, einen eigenen Raum für Gegenwartskunst zu öffnen: die St. Elisabeth-Kirche am Friedrichsplatz. 2012 sorgte die Turmfigur von Stephan Balkenhol für Aufsehen und eine heftige Debatte in Kassel. „Wir leben in einer Zeit großer Themen und Umbrüche, in einer Zeit, die uns ständiger Beschleunigung und einem nahezu unaufhörlichen Veränderungsdruck aussetzt. Anne Gathmanns Kunstwerk wird uns in diese Zeit hinein neue, wichtige, entscheidende Fragen stellen. Damit beteiligen wir uns am öffentlichen Dialog darüber, was gegenwärtige Kunst bewirkt und bewirken kann. Das ist ja gerade während der documenta eine inspirierende Auseinandersetzung“, so Christoph Baumanns, Projektkoordinator und Sprecher der Vorbereitungsgruppe. „Ebenso wichtig ist uns, die Kirche als Ort der Besinnung und Konzentration für alle Besucherinnen, Besucher und Gäste der Stadt zu öffnen, die das Bedürfnis haben, mit ihren Sinnen zur Ruhe zu kommen.“


 

Ausstellungsdaten:


Kirche St. Elisabeth, Friedrichsplatz 13, 34117 Kassel

Geplante Eröffnung: Donnerstag, 25. Mai 2017 (Christi Himmelfahrt)

Geplanter Abschluss: Sonntag, 24. September 2017

Geplante Öffnungszeiten: Mo-Sa: 11 bis 20 Uhr, So: 12 bis 20 Uhr

Geplantes Begleitprogramm: Vorträge und Konzerte


Eintritt zur Ausstellung und zu allen Begleitveranstaltungen: frei.


Ausführliche aktuelle Informationen zur Ausstellung 2017 und ab Anfang 2017 auch zum Begleitprogramm gibt es auf www.katholische-kirche-kassel.de/kunst_und_kirche .


14.06.2016


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Redaktion: Christof Ohnesorge

 

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