Geschichte

Geschichte der Kirche

"Batten hat ein Kirch" - diese Bemerkung vom 12.Jan. 1602 aus einem Bericht des Hilderser Pfarrarchivs bezeugt schon eine frühere Kirche in Batten. 1618 heißt es etwas genauer: "Batten ist ein fuldisch Dörflein, von 21 Mann besitzt; hat ein klein Capellen von Holtzwerk gemacht und ein Glöcklein darinnen." 


Wo diese Kirche gestanden hat und wie sie aussah wissen wir nicht mehr. Es durfte darin keine Heilige Messe gefeiert werden weil sie nicht konsekriert war, sondern diente lediglich für Andachten und Christenlehre. 


In Zuge der Verhandlungen zur Unabhängigkeit des Klosters Fulda von Würzburg konnte der Fuldaer Fürstbischof Konstantin von Buttlar (1714-1726) in einen Vertrag von 1722 (Kalstädter Vertrag) erwirken, dass Batten mit Thaiden und Seiferts von Hilders abgetrennt und direkt Fulda unterstellt wurde. Sein Nachfolger Adolf von Dalberg (1726-1737) setzte für Batten einen eigenen Pfarrer ein und errichtete 1727 eine eigenständige Pfarrei; Thaiden und Seiferts wurden Filialen. 


Vielleicht um seinen neuen Untertanen etwas Gutes zu tun oder nur, um seinen Machtanspruch gegenüber Würzburg zu untermauern beschloss Adolf von Dalberg, in Batten eine neue, große Pfarrkirche von dem Hofbaumeister Andrea Gallasini bauen zu lassen. 


Gallasinis Geburts- und Todesjahr sind unbekannt, er stammte jedoch aus dem Herzogtum Mantua und kam nach verschiedenen anderen Stationen 1720 als Bauinspektor nach Fulda. Er schuf zahlreiche Barockbauten in Fulda, im Hünfelder und im Geisaer Land. 


Die Mähr, wonach ursprünglich beabsichtigt war die Kirche in Thaiden zu bauen, entspringt vermutlich späterer Legendbildung. Dort sei schon das Baumaterial angeliefert worden und weil sich die Thaidener geweigert hätten, mit Hand an zu legen, die Battener dies aber anboten, sei kurzfristig der Standort nach Batten verlegt worden. Eine etwas andere Lesart besagt, die Battener hätten bei Nacht und Nebel das Baumaterial von Thaiden nach Batten geschafft, weil sie sich durch den Zustrom auswärtiger Gottesdienstbesucher Vorteile erhofft hätten. 


Am 6. Juni 1737 wurde mit dem Bau begonnen. Im gleichen Jahr starb Adolf von Dalberg, doch sein Nachfolger als Fürstabt, Amand von Buseck (1737-1756), der seinem Vorgänger schon als Weihbischof gedient hatte, setzte das Vorhaben in die Tat um und ließ den Bau außen wie innen bis heute gut sichtbar mit seinem Wappen zieren. Amand von Buseck entstammt einem alten hessischen Adelsgeschlecht. Bei seiner Geburt 1685 in Eppelborn an der Saar erhielt er den Namen Friedrich Franz Ludwig und wude nach dem Tod seiner Mutter 1693 der Erziehung seines Großonkels Bonifatius von Buseck in Fulda anvertraut. Er besuchte zunächst das Jesuitenkolleg, kam dann aber als Page an den Hof des neugewählten Fürstabtes Adalbert von Schleifras. Bei seinem Eintritt in die Benediktinerabtei 1705 erhielt er den Ordensnamen Amand. 


Der gevierte Schild seines Wappens zeigt auf zwei Feldern das Fuldaer Stiftskreuz und auf den anderen beiden einen gehörnten Widderkopf mit heraushängender Zunge aus dem Familienwappen derer von Buseck. In der Battener Kirche finden wir es dreimal: außen an der Fassade in Sandstein, über dem Chorbogen geschnitzt und bei der Signatur des Altarblattes, jeweils bekrönt mit einem Fürstenhut und hinterlegt mit Richtschwert und Krummstab, den Zeichen weltlicher und kirchlicher Macht.


Die feierliche Konsekration der Battener Kirche erfolgte am 26. Juni 1740 und zwar zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria. Dieses Glaubensgeheimnis, erst 1854 durch Papst Pius IX. dogmatisiert, gehörte schon seit Jahrhunderten zum festen Glaubensbestand der Kirche. Es besagt, dass Maria bei ihrer Empfängnis im Leib ihrer Eltern durch ein besonderes Gnadenprivileg Gottes als einziger Mensch von der Erbsünde ausgenommen wurde. Die Erlösung, die ihr Sohn erst erwirkt hat, ist an ihr schon im vorraus wirksam geworden. Eine überzeugende Begründung dafür lieferte der scholastische Theologie Johannes Duns Scotus (+ 1308). 


Die Pfarrkirche von Batten trägt also eindeutig den Titel "Von der Unbefleckten Empfängnis"! Die drei Altäre der Kirche wurden jeweils zu Ehren dreier Patrone geweiht. Der Hochaltar wiederum zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter, des hl. Johannes des Täufers und des hl. Johannes Nepomuk. Folgerichtig zeigt das Altarbild die Gottesmutter im Augenblick der Verkündigung, während Johannes der Täufer und Johannes Nepomuk beidseitig davon als Holzschnitz-Statuen dargestellt sind. Um den Kreuzstab des Täufers windet sich ein Spruchband mit der Aufschrift "Ecce Agnus Dei" - "Seht, das Lamm Gottes!", mit diesem Ausruf hatte er einst am Jordan auf Jesus hingewiesen (Joh 1, 36), deshalb auch die Darstellung des Lammes zu seinen Füßen. Johannes Nepomuk, der mit Kreuz und Märtyrer-Palmzweig dargestellt ist, gilt als Märtyrer des Beichtgeheimnisses, wegen dem er am 16. Mai 1393 in Prag von der Moldaubrücke gestürzt wurde. So wurde er zum "Brückenheiligen". 


Das Kirchweihfest, der 26. Juni, folgt nur zwei Tage auf das Fest des zweiten Patrons, des hl. Johannes des Täufers, fällt also fast mit disem zusammen. So ist es zu erklären, dass fälschlicher Weise Johannes als erster Patron angesehen wurde. Eine Feier des eigentlichen Titularfestes, des 8. Dezember, dem Fest der Unbefleckten Empfänigs Mariens, ist nicht nachweisbar. Dagegen wurde das Fest der Geburt Mariens, neun Monate nach dem Fest ihrer Empfängnis am 8. September gefeiert, nachweislich schon sehr früh mit aller Feierlichkeit von der Gemeinde begangen. Bis vor einer Generation galt es noch als örtlicher Feiertag, an dem ein Markttreiben mit zahlreichen auswärtigen Gästen abgehalten wurde. So verbindet also das Titularfest von der Unbefleckten Empfängnis Mariens und das Patrozinium von Maria Geburt der natürliche Zusammenhang von Empfängnis und Geburt. 


Der rechte Seitenaltar empfing seine Weihe zu Ehren des hl. Bonifatius und der beiden Namenspatrone der fürstäbtlichen Stifter Amandus und Adolphus und der linke zu Ehren des hl. Benedikts, des hl. Sturmius und des hl. Sola. Bonifatius, selbst Benediktiner, hatte 744 Fulda als Benediktinerkloster gegründet, folglich gehörten auch alle Äbte, die wegen ihrer fürstlichen Abstammung Fürstäbte waren, diesem Orden an, bis hin zu den ersten Bischöfen Fuldas, deren erster Amand von Buseck werden sollte. Bonifatius hatte Sturmius als ersten Abt des Klosters eingesetzt und den Angelsachsen Sola nach Germanien zu Hilfe gerufen. Dadurch erklären sich die Patronate dieser Altäre, die Bindung an Fulda ist unverkennbar.


Bald darauf wurde die Kirche so ausgestattet, wie sie heute fast unverändert zu sehen ist. Die Altäre mit ihren in schlichtem "Bauernbarock" gehaltenen Figuren und den Rokoko-Schnitzereien sind in der Hauptsache ein Werk des einheimischen Bildschnitzers Nikolaus Zentgraf. Besonders prachtvoll erscheint die Statue "Maria vom Sieg" im linken Seitenaltar. Auffallend sind Stirnreif, Hermelinkragen, Goldpanzer und -schließe mit Auge Gottes. In der rechten Hand ein Szepter, hält sie mit dem linken Arm das Jesuskind, das seine aus einem Doppelkreuzstab gebildete Lanze der sich auf der Weltkugel windenden Schlange in den Rachen stößt, während Maria noch zusätzlich mit ihrem Fuß den Leib der Schlange niedertritt. Maria wie das Kind tragen eine prächtige Krone. 


Ein Marien-Monogramm bildet das Zentrum der Rokokoschnitzerei oberhalb des Altars (Altarauszug). Die Darstellung nimmt Bezug auf das 12. Kapitel der Offenbarung des Johannes, die Vision einer "Frau, mit der Sonne bekleidet, der Mond unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt" (Offb 12,1) und spielt außerdem auf das sogen. "Protoevangelium" im Alten Testament an, wo es heißt, dass einst der Nachwuchs einer Frau der Schlange den Kopf zertreten werde (Gen 3,15). Beide Stellen werden von der kirchlichen Tradition im Zusammenhang gesehen und auf die Gottesmutter Maria gedeutet. Die Figur liks davon zeigt den hl. Nikolaus v. Myra als jugendlichen Heiligen mit Stab und Mitra, Evangelienbuch und Brot, mit der anderen Hand einem Kind zu seinen Füßen ein weiteres Brot reichend. 


Rechts ist der hl. Wendelin als bäuerlicher Heiliger mit Hirtenstab und Vieh dargestellt. Der linke Seitenaltar hat einen eigenen Tabernakel und zeigt in der Mitte den hl. Josef mit dem Jesuskind und einer Lilie, die als Blütenstab ausgeführt ist; dies spielt auf die Josefslegende an. Als Besonderheit krönt den Blütenstab die Taube als Heilig-Geist -Symbol, die auch noch einmal im Rokoko-Schnitzwerk des Altarauszugs mit weit ausgebreiteten Flügeln schwebt. 


Die Lilie ist Zeichen der Reinheit und Jungfräulichkeit. Die linke Assistenzfigur zeigt den hl. Bonifatius, ebenfalls mit Bischofsstab und Mitra, der als Gründer des Klosters und späterer Bistumspatron nicht fehlen darf. Das von einem Schwert durchbohrte Buch weist auf sein Martyrium hin. Die rechte Assistenzfigur ist der linken angeglichen, Stab und Mitra weisen sie ebenfalls als Bischof aus, der als hl. Valentin gedeutet wird. Die Kirche ehrt unter diesem Namen gleich zwei Heilige: Am 14. Februar den in der Rhön häufig verehrten Valentin, Bischof von Terni, Märtyrer in Rom um 273, und am 7. Januar Valentin, Bischof von Rätien, gest. 7. 1. 475, dessen Gebeine heute im Passauer Stephansdom beigesetzt sind. 


Mittelpunkt und kunsthistorisch bedeutendster Gegenstand aber dürfte das Altarblatt sein, ein Werk des Fuldaer Hofmalers Johann Andreas Herrlein (1723-1796), das neben seiner Sigantur die Jahreszahl 1756 und das Wappen des Stifters Amand von Busecks trägt. 


Herrleins Vater Johann, zunächst Bäcker, vererbte seine Leidenschaft für das Malen an seine drei Söhne, die in Münnerstadt das Licht der Welt erblickten. Der älteste, Johann Peter, malte in der südlichen Rhön und im Grabfeld und der jüngste, Andreas, ging nach Österreich. Der mittlere, mit dem wir es hier zu tun haben, ging etwa 1746 nach Fulda, lernte bei dem Hofmaler Emanuel Wohlhaupter, heiratete dessen Tochter und wurde 1756 sein Nachfolger als "fürstlich-fuldischer Hofmaler". In fast allen wichtigen Gebäuden Fuldas finden sich Werke von ihm. Johann Peter und Johann Andreas begründeten durch ihre Nachkommen eine regelrechte "malende Herrlein-Dynastie", die sich etwa über zwei Jahrhunderte hielt. 


In Batten malte er also die Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria (Lk 1,26-38). Zum Zeichen ihrer Jungfräulichkeit überreicht ihr der Engel eine wunderbar aufgeblühte Lilie. Mit der Linken weist sie auf ein Buch hin, wie um ihre Worte zu unterstreichen: "Mir geschehe nach deinem Wort". Über ihr deutet eine Taube das Wirken des Heiligen Geistes in ihr an, durch das Gott menschliche Natur angenommen hat. Zu ihren Füßen übersieht man leicht als kleine Beigabe ein Nähkörbchen mit Schere darin, das allerdings durch das geschnitzte Osterlamm mit Siegesfahne auf dem Tabernakel verdeckt wird. 


Das Bild darüber vervollständigt die Personen der göttlichen Dreifaltigkeit, den Vater und den Sohn, den ein Kreuz kennzeichnet. Die Verbindung von Himmel und Erde in der Menschwerung Gottes ist damit treffend dargestellt. 


Im vorderen Bereich der Kirche verdient noch die Kanzel Aufmerksamkeit, die mit vergoldeter Rokoko-Ornamentik reich verziert ist und eine weitere Taube als Heilig-Geist-Symbol unter dem Schalldeckel trägt. Die Provisorien des Ambos und des Zelebrationsaltars aus den siebziger Jahren wurden bei der letzten Renovierung von 1997 dem Stil des Chorraums angeglichen. 


Eine schlichte, gegossene Herz-Jesu-Figur an der Kommunionbank vervollständigt den derzeitigen Blick in den Chorraum. Bei der Renovierung von 1997 fand man beim Ausheben der Schächte für die Heizung Reste eines Skeletts, die anschließend wieder links neben dem Marienaltar in der Nähe der Außenwand beigesetzt wurden. Vermutlich handelt sich dabei um Gebeine des aus Kranlucken stammenden Pfarrers Johannes Mihm, der 1729 Pfarrer in Batten wurde. Er starb am Gründonnerstag, dem 8. April 1752 mit 52 Jahren und wurde "vor dem Hochaltar beigesetzt". 


Die Ehre, im Innern der Kirche bestattet zu werden wurde im zuteil, weil er die ganze Last des Kirchbaus an Ort und Stelle zu tragen hatte, was in der damaligen Zeit keine geringe Leistung war. Wenn wir unseren Blick nun zum rückwärtigen Teil der Kirche wandern lassen streift er die vierzehn Stationen des Kreuzwegs, die einem unbekannten Maler des Barock zuzuordnen sind, darüber das gewaltige Missionskreuz, das an die "Volksmissionen" vergangener Tage erinnert. Das unter dem Aufgang zur Empore hängende Bild ist ebenfalls unbekannter Herkunft, es zeigt Johannes den Evangelisten, eindeutig ausgewiesen durch sein Attribut, den Adler. 


Er schreibt in ein Buch auf seinen Knien und man kann in Latein deutlich den 14. Vers des 1. Kapitels seines Evangeliums lesen: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit." Ein weiteres, seiner Herkunft nach nicht einzuordnendes kleineres Bild neben dem Beichtstuhl zeigt den hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind auf dem Arm. Des Nachts sei ihm oft das Jesuskind erschienen, das er liebevoll auf seinen Armen trug. Wer sich im Gebet vertrauensvoll an ihn wendet, dem hilft er, Verlorenes wieder zu finden.


Auf einem Wandpodest, zum Beichtstuhl deutend, steht eine weitere, kleine Figur des Hüters des Beichtgeheimnisses, des hl. Johannes Nepomuk, ohne Beigaben. Gegenüber am Pfeiler des Turms ist Gelegenheit, vor dem schlichten Bild einer Pieta Opferkerzen zu entzünden und dies mit einem kleinen Gebet oder Anliegen zu verbinden. (Der Opferstock wird täglich geleert.) 


Der Osterleuchter ist ein Werk eines einheimischen Bildhauers Hugo Zentgraf (1913-1985). Abschlißend noch der Blick auf den Taufstein, der die Abkürzung C.G.B. und die Jahreszahl 1728 trägt, also noch aus der Zeit vor dem Kirchbau stammt. Bei der Renovierung von 1997 wurde er mitten unter den Bogen der Turmpfeiler gesetzt, wo er sich, aus Sandstein gefertigt, gut in den ebenfalls aus Natursandstein bestehenden neuen Bodenbelag einfügt. An diesem Standort kann er symbolisieren, dass nur durch die Taufe der Eintritt in die Gemeinschaft der Kirche möglich ist. Für alle Getauften ist er Erinnerungsmal an die Zugehörigkeit zu Christus und eine Aufforderung, nach seinen Geboten zu leben. In die Außenfassade der Kirche sind drei Nischen eingelassen.


In der mittleren hoch oben befindet sich über dem schon erwähnten Buseckschen Wappen eine Sandstein-Statue der Gottesmutter auf einem gewaltigen Drachen. Die beiden Figuren darunter sind aus Holz gefertig und zeigen den hl. Bonifatius (links) mit Stab und den hl. Johannes Nepomuk mit Kreuz und Buch. Damit ist die Fassade der Kirche eine Art Einstimmung auf das, was nach ihrem Betreten weiter entfaltet wird. 


Hoch oben grüßt von exakt 507 Metern Meereshöhe über dem vergoldeten Turmknopf das Doppelkreuz (Patriarchalkreuz) und zeugt von der einst unabhängigen, nur dem Papst verpflichteten Stellung der Fürstabtei Fulda. 


Text: Pfr. G. Wondrak

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    "Amoris Laetitia"

     

    "Laudato si"

     

    "Evangelii Gaudium"

     

    Enzyklika "Spe Salvi", Benedikt XVI

     
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    Enzyklika "Deus Caritas Est", Benedikt XVI

     

    Caritas in veritate, Benedikt XVI

     

    Lumen Fidei