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Bischofswort zum 11. Juni 2017

Ökumene mit welchem Ziel?

Von Bischof Heinz Josef Algermissen

Angesichts des Gedenkens an die Reformation vor 500 Jahren stellt sich erneut die Frage nach der geschichtlichen Deutung dieses Ereignisses, aber auch wesentlich die nach dem Weg hin zur Einheit der getrennten Kirchen. Wenn die evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und das Bistum Fulda am Dreifaltigkeitssonntag, 11. Juni, um 15.00 Uhr im Dom zu Fritzlar einen großen ökumenischen Gottesdienst zum Reformationsgedenken feiern, bietet sich dieses Ereignis als Zwischenhalt an, bei dem wir uns auch darüber zu vergewissern haben, wie der ökumenische Dialog mit welchem Ziel weitergehen kann und soll. 

 

Momentan haben wir keine gemeinsame Vision einer anzustrebenden Kircheneinheit. Während die katholische Kirche sich schon lange von einer „Rückkehrökumene“ verabschiedet hat, aber eine sichtbare Einheit nach vorheriger Lösung der Kontroversthemen, da vor allem das Kirchen- und Amtsverständnis, anstrebt, propagierten die evangelischen Kirchen inzwischen immer stärker eine wechselseitige Anerkennung bei bleibenden Differenzen.


Auf einmal scheint Einheit unter dem Verdacht von Uniformierung, Zen­tralismus und Entmündigung in Verruf gekommen und fast zu einem Schreckgespenst geworden zu sein. Stattdessen wird Verschiedenheit neuerdings als das Ideal gepriesen, werden Sonderwege immer mehr zur Normalität erklärt, sieht man in der Entfremdungs- und Spaltungsgeschichte der Christenheit kaum noch eine Tragik, sondern eher sogar die erfreuliche Entwicklung zu einer größeren „Buntheit“.


Ohne Zweifel ist „Einheit in Vielfalt“ ein mögliches Modell. Es stellen sich aber die wichtigen Fragen: Wieviel Verschiedenheit ist möglich, ohne die Einheit zu gefährden? Wieviel Einheit ist nötig, damit Vielfalt nicht zur Beliebigkeit verkommt? Welche Unterschiede sind komplementär und welche trennen?


Hinsichtlich solcher Fragen bedarf es profilierter Antworten, die im Umfeld eines zunehmenden Relativismus und einer „Ökumene des kleinsten gemeinsamen Nenners“ für mich besonders wichtig sind. Und so möchte ich einige grundsätzliche Überlegungen zum Verständnis des Hochfestes „Fronleichnam“ anbieten, das katholische Christinnen und Christen am kommenden Donnerstag feiern.


Die katholische Kirche sieht in der Feier der Eucharistie und der in ihr dargereichten und empfangenen eucharistischen Gabe eine Wirklichkeit, die nicht nur persönlich „die Seele mit Gnade erfüllt“, sondern Kirche konstituiert. Darin schließt sich dieses Verständnis an Paulus an, der im Brechen des einen Brotes und im Teilen des einen Kelches den Leib Christi, also die Kirche, dargestellt weiß. Die grundlegende Aussage dazu findet sich im 1. Korintherbrief: „Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es, darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10,16f). 

 

Diese Sicht des unlösbaren Zusammenhangs zwischen kirchlicher Gemeinschaft und eucharistischer Gemeinschaft ist in der Vätertheologie und in der nachfolgenden Tradition festgehalten. So kann Thomas von Aquin sagen: „Ecclesia subsistit in Eucharistia“, was frei übersetzt so viel heißt wie: „In der Feier der Eucharistie verwirklicht sich Kirche in dichtester Weise.“ Das Zweite Vatikanische Konzil hat dies so ausgedrückt: „Beim Brechen des eucharistischen Brotes erhalten wir wirklich Anteil am Leib des Herrn und werden zur Gemeinschaft mit ihm und untereinander erhoben“ (LG 7).


Das ist also die Herzmitte der Eucharistie: Wir empfangen Christus und werden so auf geheimnisvolle Weise zu seinem Leib. Er, Christus, ist das „Haupt“, wir sind sein „Leib“, seine Kirche (vgl. Kol 1,18).


Natürlich bleiben Christus und die Kirche geschieden, aber sie sind nicht so zu trennen, als ob die Kirche ohne ihr Haupt bestehen könnte. Die Kirche lebt aus der bleibenden Gegenwart des erhöhten Christus, der sich in der eucharistischen Gabe aus den an ihn Glaubenden ständig neu seine Kirche, eben seinen „Leib“, schafft.


Das heißt konkret: Ohne Eucharistie gibt es keine Kirche. Ohne Kirche gibt es keine Eucharistie. Kirchliche Gemeinschaft und eucharistische Gemeinschaft gehören untrennbar zusammen. 

 

Kirche ist nicht eine Organisation, die Menschen von sich aus gründen, so wie Gleichgesinnte einen Verein bilden. Sie ist vielmehr ein von Gott her durch Jesus Christus eröffneter Lebensraum, in den wir – aus Gnade – durch Glaube und Taufe hineingerufen werden. Niemand kann sich von selbst diese Gemeinschaft einfach erzwingen. Selbst wenn sich heute ein Erwachsener zur Taufe entschließt und scheinbar aus eigenem Entschluss in die Kirche eintritt, geht diesem Entschluss ein Anruf, eine „Berufung“ Gottes voraus. Unser Ja zu Gott und zur Kirche ist immer Antwort auf Gottes schon zuvor ergangenen Ruf. 

 

Das erklärt auch und daraus ergibt sich folgerichtig, warum die katholische Kirche an der Überzeugung festhält: Die volle Teilnahme an der Eucharistie setzt die sakramentale Gemeinschaft der Kirche voraus. Für das Verständnis der katholischen Position in der Frage der Zulassung von nicht katholischen Christen zum Empfang der Eucharistie ist die Grundüberzeugung der alten Kirche entscheidend, dass Kommuniongemeinschaft und Kirchengemeinschaft wesentlich zusammengehören. Das zu erinnern, ist gerade im Jahr des Reformationsgedenkens wichtig.


Nach katholischem Verständnis ist die Feier der Eucharistie Darstellung des Wesens der Kirche. Christus schafft sich in diesem heiligen Zeichen seine Kirche je und je neu. Wo Getaufte und an Christus Glaubende, um den geweihten Priester, um den Bischof geschart, Eucharistie feiern, da ist Kirche. Und wo Kirche ist, da wird Eucharistie gefeiert ─ „bis Christus kommen wird in Herrlichkeit“.


 

 

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