Inhaltssuche

Suchen Sie z.B. nach Artikeln, Beiträgen usw.

Personen- und Kontaktsuche

Bischofswort zum 2. Juli 2017

Unterwegs

Von Bischof Heinz Josef Algermissen

Zu Beginn eines Wochenendes steuern ganze Blechkolonnen in beängstigender Dichte aus den Städten heraus, nicht selten in den nächsten Stau hinein. Am Sonntagabend wälzen sie sich dann auf heillos verstopften Straßen wieder zurück in die Ausgangspunkte. Wenn die große Ferienzeit beginnt, schwellen diese Ströme zu wahren Völkerwanderungen an. Die Straße ist zu einem der häufigsten Aufenthaltsorte für Menschen geworden. Und die Investitionen, die für sie laufend aufgewendet werden, sind Ausdruck für die seelische Verfassung, die den Menschen zum ruhelosen Wanderer werden lässt.

Die Frage drängt sich auf: Was ist der Grund für solches Verhalten, das, oberflächlich betrachtet, einer gewissen Absurdität nicht entbehrt? Offenbar fühlen die Menschen sich in ihren Wohnungen nicht wirklich zu Hause. Viele verlassen ihre Wohnstatt, so bald und so oft sie nur können. Sie scheint ihnen eher Ausdruck für das Gefängnis des Alltags zu sein als etwa Bergung, in der man bleiben möchte. So kann man wohl sagen: In dieser Flucht auf die Räder steckt ein Aufbegehren gegen die Zwänge der Arbeitswelt und ein Verlangen nach Freiheit, nach Weite, nach dem ganz anderen, in dem man glaubt, schöpferisch und frei zu sich selber kommen zu können.

Insofern kommt in der sich je und je wiederholenden Völkerwanderung der Industriegesellschaft doch etwas Tieferes über den Menschen und sein Wesen zum Vorschein. Er kann in seinem Besitz, sei der auch noch so schön, nicht völlig heimisch werden. Er wird von einer Unruhe umgetrieben, die Größeres und mehr verlangt, sucht eine Freiheit, die über die bürgerlichen Freiheiten und ihre Erfüllungen hinausgeht.

Wird da nicht doch etwas spürbar von der Wahrheit der biblischen Worte, die den Menschen als „Pilger und Fremde in dieser Welt“ (vgl. 1 Petr 2,11) bezeichnen und sagen, dass er in ihr allein sein Zuhause nicht finden kann? Wird nicht etwas erkennbar von jener Unruhe des Herzens, über die Augustinus in seinem großen Werk „Bekenntnisse“ spricht? Der Theologe und Philosoph an der Wende vom vierten zum fünften Jahrhundert hatte sich selbst als unruhig Suchenden erfahren, als rastlos Umgetriebenen, bis er endlich begriff, warum ihm alles zu wenig war.

Dem Nomaden von heute mag das Auto als Ausdruck seiner Freiheit und seiner Selbstverfügung erscheinen und deshalb über das Zweckmäßige hinaus so unersetzlich sein. Aber gibt es ihm wirklich sein Selbst und seine Freiheit oder verzwängt es ihn nicht erneut in den Stau derer, die im Leeren kreisen?

So könnten unsere Feriengewohnheiten uns sehr wohl zum Anlass werden, um einmal wieder gründlich über uns selber nachzudenken und uns auf eine größere Suche zu begeben, als wir sie gewöhnlich wagen. Wäre nicht das erst die wirklich dem Menschen gemäße Fahrt, das Heraustreten aus der Enge der eigenen Mauern, nämlich sich auf die Suche nach dem Ewigen zu begeben? Und könnte es nicht sein, dass erst von dort her uns Freiheit und Beheimatung zugleich zukämen?

Vielleicht kann ja der kommende Sonntag Anlass sein, auf die Suche nach jenem ganz anderen zu gehen, nach dem wir bewusst oder unbewusst fortwährend Ausschau halten.


 

Bistum Fulda


Bischöfliches Generalvikariat 

Paulustor 5

36037 Fulda


 



Postfach 11 53

36001 Fulda

 



Telefon: 0661 / 87-0

Telefax: 0661 / 87-578

Karte
 


© Bistum Fulda

 

Bistum Fulda


Bischöfliches Generalvikariat 

Paulustor 5

36037 Fulda


Postfach 11 53

36001 Fulda


Telefon: 0661 / 87-0

Telefax: 0661 / 87-578




© Bistum Fulda