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Bistum Fulda

Christliche Kultur benötigt gelebten Glauben

Bischof Algermissen hielt traditionellen Neujahrsempfang in Fulda ab

Fulda (bpf). „Nur wenn der Glaube gelebt wird, ist die christliche Kultur relevant. Ohne gelebten Glauben ist das christliche Ethos hohl.“ Dies betonte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Montag, 1. Januar, beim traditionellen Neujahrsempfang im Fuldaer Priesterseminar. Verlustängste hinsichtlich des christlichen Erbes könne er verstehen, betonte der Oberhirte. Er sehe den Rückgang an christlicher Kultur und das schwindende Verständnis für christliche Traditionen allerdings weniger im Zusammenhang mit einer größer werdenden Zahl von Moslems in Deutschland. „Vielmehr sorge ich mich um den Verlust an christlichem Glauben in unserer Gesellschaft. An dieser Stelle sind die Kirchen unbedingt herausgefordert.“ Der Bischof wünschte sich das Engagement vieler katholischer Christen in der Politik. Sie sollten ihre Grundüberzeugung in den politischen Diskurs mit einbringen, „profiliert, klar und unmissverständlich“. Aus dem Evangelium heraus setzten sich christliche Politiker für die Armen und die ein, „die keine Stimme haben“, unterstrich Algermissen. Dabei gab er zu bedenken, dass die Kirche in Deutschland, „auch die fuldische“, längst nicht mehr Volkskirche sei. „Sie ist aber auch noch nicht wirklich missionarische Kirche, die verstanden hat, dass es ohne Einsatz und konsequentes Bekenntnis, ohne eine Sammlung im Geist des Evangeliums keine Sendung geben wird.“

 

Würde des menschlichen Lebens für katholische Kirche nicht verhandelbar

Der Bischof ließ in seiner Ansprache auch die großen Themen seiner Amtszeit als Fuldaer Diözesanbischof Revue passieren: so die Möglichkeit eines gerechten Friedens oder die bioethischen Fragen vom vorgeburtlichen bis hin zum sterbenden menschlichen Leben. „Immer wieder habe ich in den letzten 16 Jahren bei den Debatten um Präimplantationsdiagnostik und embryonale Stammzellen, um die Selektion behinderter Menschen und die Suizidbeihilfe Stellung genommen und in Predigten, Artikeln und Vorträgen begründet, warum es für mich in diesem Kontext keine Kompromisse geben kann.“ Es gebe ethische Fragestellungen, die „für die katholische Kirche nicht verhandelbar sind und niemals sein werden. Andernfalls würden wir dem ‚Evangelium des Lebens‘ und uns selbst untreu.“ Die Würde des menschlichen Lebens sei indes nicht nur im Zusammenhang mit bioethischen Entwicklungen und Entscheidungen gefährdet, sondern auch angesichts dessen, dass der zwischenmenschliche Umgang deutlich aggressiver geworden sei. Der Respekt vor der Würde des anderen Menschen werde mitunter in unerträglicher Weise von Angriffslust und besonders verbaler Aufrüstung verdrängt.

 

Strukturreform nur bei geistlicher Erneuerung sinnvoll

Das Bistum Fulda habe in den letzten Jahren durch einen breit angelegten Konsultationsprozess wichtige Schritte auf dem Weg in eine Zukunft mit Profil getan, fuhr Algermissen fort und verwies auf die „Grundsätze für die Ausrichtung der Pastoral im Bistum Fulda“ sowie die sich daraus ergebenden „Strategischen Ziele auf das Jahr 2030 hin“, womit auf die kirchlichen und gesellschaftlichen Bedingungen in einer Zeit des Umbruchs und Übergangs reagiert werde. Doch dabei gelte: „Ohne Verwurzelung im Evangelium, ohne wirklich geistliche Erneuerung der Menschen in unseren Gemeinden bliebe alle Strukturreform ein sinnloser Überbau.“ Die Eucharistiefeier am Sonntag bleibe für die Kirche Höhepunkt und Quelle ihres Lebens, wobei es ein großes Problem sei, dass der Sonntag immer mehr verzweckt und ausgehöhlt werde. Eine würdige und gepflegte Liturgie sei absolut notwendig.

 

Dank für Dienst der Geistlichen, Ordensleute und Laien im Bistum

„All denen, die mich in den 16½ Jahren meines Dienstes als Bischof von Fulda begleitet, unterstützt und ermutigt haben, danke ich an diesem Neujahrsmorgen 2018 aus ganzem Herzen, ist es doch für mich der letzte Neujahrsempfang als amtierender Bischof von Fulda. Im Jahr 2018 wird der Heilige Vater mein Rücktrittsgesuch annehmen, wie es das Kirchenrecht vorsieht.“ Seinen besonderen Dank sprach der Oberhirte dem Domkapitel und der Diözesanleitung sowie den Mitarbeitern im Bischöflichen Generalvikariat, dem Priesterrat sowie dem Katholiken- und Kirchensteuerrat, den Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräten, den Verbänden des Bistums und seinen Orden und Kongregationen aus. „Der Einsatz all derer schenkt mir die begründete Hoffnung, gemeinsam und im Sinn des Evangeliums auf einem guten Weg in die Zukunft der fuldischen Kirche zu gehen.“ Auch den politischen Vertretern der Stadt und des Landeskreises Fulda dankte der Bischof für die gute Zusammenarbeit.

 

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Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez hatte zu Beginn des Neujahrsempfangs im Namen des Bischofs und in Vertretung des erkrankten Generalvikars Prof. Dr. Gerhard Stanke die anwesenden Gäste aus Kirche und öffentlichem Leben willkommen geheißen und hervorgehoben, dass Christen bei allen ungelösten Fragen auf Gott vertrauen dürften. Der Weihbischof kam auf den Beginn des Prozesses „Bistum 2030“ zu sprechen und erläuterte die Bildung von fünf Projektgruppen, deren erste sich mit der Pastoral (Seelsorge) und der Frage befasse, wie und durch wen das Evangelium Jesu Christi in dieser Zeit zu den Menschen gebracht werden könne. Diez betonte die Wichtigkeit des ehrenamtlichen Engagements vieler Gläubiger und sah trotz Kirchenaustritten auch viel neues Interesse an Kirche bei jungen Menschen. Die zweite Projektgruppe befasse sich mit Strukturen, Prozessen und gelingender Kommunikation, die dritte mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, die vierte mit dem Thema Bildung (Schwerpunkt Kindertagesstätten und Schulen) und die fünfte mit Finanzen und Immobilien bei geringer werdenden Mitteln. Der Weihbischof zeigte sich zuversichtlich, dass Gott auch in allen Veränderungen zu seiner Kirche spreche.

 

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Der Vorsitzende des Priesterrats der Diözese, Pfarrer Jan Kremer (Petersberg), hob hervor, dass die Kirche die Zeichen der Zeit deuten müsse, um Antworten auf die Fragen der Menschen zu finden. Dabei könne der Rat von Papst Franziskus helfen, Überflüssiges aufzugeben, um „das Gute, Wahre, Authentische“ zu sehen. Kirche, Politik und Gesellschaft müssten auch um der Menschen willen miteinander im Gespräch bleiben, wobei in Fulda aufgrund des noch vorhandenen starken Glaubensfundaments die Vermittlung eines eigenen Standpunktes gut möglich sei. Kirche müsse die Menschen durch Konzentration auf das Authentische wieder mehr begeistern.

 

Der Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld sprach, auch im Namen von Landrat Bernd Woide, für Landkreis und Stadt Fulda der Kirche seine besten Neujahrswünsche aus und hob in seiner Ansprache hervor, dass das Jahr 2017 im Zusammenhang mit der mangelnden Bereitschaft zu einer Regierungsbildung die immer weitergehende Individualisierung in der Gesellschaft deutlich gemacht habe. „Wenn alle sich auf ihren Kernbereich zurückziehen, wird der gesellschaftliche Zusammenhang verloren gehen“, gab der Politiker zu bedenken. Dr. Wingenfeld wies auch auf den gesellschaftlichen Wandel der letzten 60 Jahre hin: Waren 1954 noch über 70 Prozent der Fuldaer Einwohner Katholiken, so seien es 2016 nur mehr 48 Prozent. Trotz geringerer konfessioneller Bindung seien aber heute mehr Menschen auf der Suche nach Sinnfindung. Kirche und Politik müssten die heutigen Herausforderungen annehmen. Der Oberbürgermeister wünschte sich auch in Zukunft ein gutes Miteinander, „um das Evangelium heute zu leben“.

 

Am Ende des Neujahrsempfangs würdigte Bischof Algermissen den langjährigen Missionsreferenten Prälat Dr. Lucian Lamza anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand und überreichte zwei verdienten Persönlichkeiten päpstliche Ehrungen: Anna Röhrig aus Neuhof ist von Papst Franziskus mit dem Verdienstorden „Pro Ecclesia et Pontifice“ ausgezeichnet worden, Pfarrer Michael Brüne aus Treysa wurde zum Päpstlichen Kaplan (Monsignore) ernannt.

 

01.01.2018


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