Die Tage vor Pfingsten waren für die Jüngerinnen und Jünger zunächst von Leere geprägt. Der Platz, den Jesus einnahm, blieb leer, die spürbare Abwesenheit der zentralen Figur schien eine Lücke zu hinterlassen. Diese Grunderfahrung sei ein aktuelles Bild für das Ringen, die Auseinandersetzungen und Spannungen in unserer Gesellschaft und in der Kirche, sagte Bischof Gerber in seiner Predigt an Pfingstsonntag im Fuldaer Dom. Er warnte davor, zu schnell in die Versuchung zu geraten, selbst die Mitte zu besetzen und damit den Blick auf das Wesentliche zu verlieren.
Es sei gerade dieser freie Raum, der das Entstehen
von Neuem und Wachstum fördert: „Eine dauerhafte, stabile und fruchtbare
Beziehung zwischen Menschen lebt davon, dass der freie Platz in der Mitte
ausgehalten wird“, sagte Gerber. „Durch diese freie Mitte geschieht Neues, sie
ermöglicht Wachstum der Beziehungen und Wachstum der beteiligten Persönlichkeiten.“
Diese Pfingstbotschaft mache Mut, die gefühlte Leere in den Tagen vor Pfingsten
nicht einfach mit einem vorgefertigten Programm zu füllen, sondern sie bewusst
auszuhalten, so Gerber. Wenn die Mitte frei bleibt, wird der Blick auf das
Gegenüber nicht verstellt. „In diesem freien Raum können wir entdecken, welche
Botschaft Gott durch unser Gegenüber für uns bereithält“, sagte der Bischof. „Indem
die Mitte frei bleibt, öffnen wir die Möglichkeit für Gott selbst, Neues zu
bewirken.“
Musikalisch gestaltet wurde der festliche Pfingstgottesdienst vom Fuldaer Domchor und dem Jugendkathedralchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter-Huber. An der großen Domorgel spielt Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser, an der Chororgel Regionalkantor Ulrich Moormann.
Alle Fotos: Bistum Fulda / Marzena Seidel
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