„Der heutige Tag ist ein schwerer Tag – vor allem für diejenigen, die sexualisierte Gewalt durch kirchliche Verantwortungsträger erfahren haben“, sagte Bischof Dr. Michael Gerber am Dienstag nach der Vorstellung des Abschlussberichtes der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda. Der Bericht dokumentiere „schwarz auf weiß das Leid von Betroffenen – und wie Vertreter der Kirche in vielen Fällen unangemessen damit umgegangen sind“.
Gerber erinnerte daran, dass viele Menschen Kirche nicht als schützenden, sondern als verletzenden Ort erlebt hätten. „Wir haben als Bistum Schuld auf uns geladen. Wir haben nicht zugehört. Kirchliche Strukturen haben versagt.“ Als Bischof von Fulda bat er daher um Entschuldigung – „vor allem bei den Betroffenen, aber auch bei allen, die ihr Vertrauen in das Bistum verloren haben“, so Gerber. „ Ich verstehe und akzeptiere auch, dass eine Bitte um Entschuldigung allein nicht genügt. Ich als Bischof und wir als Bistum werden auch weiterhin hart daran arbeiten, dass dieses Vertrauen wieder wachsen kann.“
In den vergangenen Jahren hatte Bischof Gerber persönliche und intensive Gespräche mit Betroffenen geführt, wie er in seinem Statement betonte. Diese Begegnungen hätten ihn sehr bewegt und seine Haltung zur Aufarbeitung entscheidend mitgeprägt.
Gerber betonte, dass die Aufarbeitung nicht aus institutionellem Interesse, sondern aus Respekt vor den Betroffenen geschehe. „Nur wer sich seiner Vergangenheit stellt, kann verantwortet in die Zukunft gehen.“ Es sei entscheidend, wie das Bistum nun mit dem Bericht umgehe, denn das habe Auswirkungen darauf, ob Betroffene erleben, dass ihr Leid gesehen, anerkannt und ernst genommen werde, betonte Gerber.
Der Bischof kündigte an, dass die Bistumsleitung den Bericht nun intensiv lesen und auswerten werde. Erste Einordnungen und Perspektiven sollen am 26. Juni 2025 (Donnerstag) bei einem Medientermin des Bistums Fulda vorgestellt werden. Zudem werde es noch vor der Sommerpause ein Gespräch mit der Kommission über deren Erkenntnisse und Empfehlungen geben.
Bischof Gerber dankte der Unabhängigen Kommission unter Vorsitz von Gerhard Möller für ihre jahrelange, intensive Arbeit. Sein Dank galt dabei auch den ehemaligen Kriminalkommissaren für ihre akribische Arbeit sowie Simone Müller von der Geschäftsstelle, die die Kommission über Jahre hinweg organisatorisch unterstützt hat. Besonders würdigte Gerber aber die Offenheit der Betroffenen, die sich eingebracht haben – sei es durch Mitarbeit in Gremien oder durch persönliche Gespräche. „Ihre Offenheit war und ist von unschätzbarem Wert.“
Sein Dank galt auch allen, die sich im Bistum Fulda, vor allem im Bereich Prävention und Intervention, engagieren. „Gemeinsam arbeiten wir daran, dass das Bistum Fulda ein sicherer Ort ist – ein Ort, an dem wir alles dafür tun, Missbrauch zu verhindern, Betroffenen zuzuhören und Verantwortung zu übernehmen.“
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda wurde im September 2021 gegründet. Sie arbeitet vollständig unabhängig von der Diözesanleitung und orientiert sich an bundesweiten Standards. Diese verbindlichen Kriterien wurden 2020 gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung entwickelt und garantieren eine systematische, transparente und unabhängige Aufarbeitung.
Die Kommission ist multiprofessionell besetzt mit Fachleuten aus Justiz, Sozialarbeit, Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung sowie Betroffenenvertretern. Vorsitzender ist der Jurist und frühere Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller.
Zwei Arbeitskreise bildeten das Rückgrat der Aufarbeitung: „Betroffene hören“ und „Akteneinsicht“. In vertraulichen Gesprächen außerhalb kirchlicher Räume konnten Betroffene ihre Erfahrungen schildern. Parallel wurden systematisch Personalakten seit 1945 ausgewertet – unterstützt von pensionierten Kriminalbeamten. Die Aktenarbeit dieser ehemaligen Kommissare war eine Besonderheit der Fuldaer Kommissionsarbeit: Mit ihrer kriminalistischen Erfahrung konnten sie große Aktenmengen effizient analysieren und auffällige Vorgänge gezielt identifizieren.
Die Kommission informierte regelmäßig über ihre Arbeit, etwa durch Zwischenberichte, Pressegespräche, Flyeraktionen und eine eigene Website. Aufgrund der Komplexität der Aufgabe wurde die Berufungszeit bis September 2025 verlängert. Die Arbeit der Kommission wurde kritisch begleitet vom gemeinsamen Betroffenenbeirat der Bistümer Fulda und Limburg.
Den Abschlussbericht und weitere Infos der Unabhängigen Kommission finden Sie im Internet unter: www.nur-mit-mut.de
Rund um die Veröffentlichung des Abschlussberichts hat das Bistum Fulda eine Hotline eingerichtet. Sie ist vom Dienstag, 17. Juni bis einschließlich Mittwoch, 2. Juli 2025 montags bis donnerstags von 8:00 bis 16:00 Uhr sowie freitags von 8:00 bis 12:00 Uhr erreichbar. An Wochenenden und Feiertagen ist die Hotline nicht besetzt. Die Nummer lautet: 0661 / 87-888.
Darüber hinaus stehen weitere Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung:
· E-Mail:hinsehen-handeln@bistum-fulda.de
· Weitere Informationen: www.hinsehen-handeln-bistum-fulda.de
· Informationen zur Unabhängigen Kommission: www.nur-mit-mut.de
Im Bistum Fulda gibt es eine unabhängige Ansprechperson, die in keinem Dienstverhältnis zur Diözese steht. Zudem ist eine Interventionsbeauftragte benannt, die Hinweise entgegennimmt und Verfahren koordiniert. Präventionsbeauftragte entwickeln Schutzkonzepte und führen Schulungen durch.
Die Veröffentlichung des Abschlussberichts der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda ist ein einschneidender Schritt. Ein Schritt, der mit Schmerz verbunden ist – allen voran für diejenigen, die sexualisierte Gewalt durch kirchliche Verantwortungsträger erfahren haben. Aber auch für Menschen, die mit dem Bistum Fulda verbunden sind, für Mitarbeitende, für Gläubige – und für mich persönlich.
Der Bericht dokumentiert schwarz auf weiß das Leid von Betroffenen – und wie Vertreter der Kirche in vielen Fällen unangemessen damit umgegangen sind. Das ist erschütternd. Und es macht mich tief betroffen. Ich selbst durfte Kirche in meiner Jugend und als junger Erwachsener als fördernd und prägend erleben. Umso mehr erschüttert es mich, dass viele Menschen Kirche ganz anders erfahren mussten – als einen Ort tiefster Verletzung. Verletzungen, die ein Leben lang nachwirken.
Deshalb richte ich mich zuerst an die Betroffenen. In den vergangenen Jahren durfte ich mit einigen Betroffenen sprechen – in intensiven, oft sehr persönlichen Gesprächen. Aus diesen Gesprächen weiß ich, dass Anlässe wie die Veröffentlichung dieses Berichts für viele von Ihnen eine erneute Konfrontation mit dem eigenen Leid bedeuten. Und ich bin mir bewusst, dass es entscheidend ist, wie wir als Bistum Fulda jetzt mit diesem Bericht umgehen. Denn das hat Auswirkungen darauf, wie Betroffene erleben, ob Ihr
Leid gesehen, anerkannt und ernst genommen wird. Hier stehen wir als Bistum Fulda – und hier stehe ich als Bischof – in einer großen Verantwortung Ihnen gegenüber.
Ich danke Gerhard Möller und allen Mitgliedern der Kommission für ihre jahrelange, intensive Arbeit. Sie haben sich einer belastenden Thematik gestellt, Berichte gelesen und persönliche Schilderungen gehört, die sich tief in die Seele einprägen. Dafür gebührt ihnen großer Respekt und mein aufrichtiger Dank. Ich danke auch den beteiligten Kommissaren für ihre akribische Arbeit sowie Simone Müller in der Geschäftsstelle für Ihre Unterstützung.
Mein besonderer Dank gilt den Betroffenen, die sich eingebracht haben – sei es durch aktive Mitarbeit im Betroffenenbeirat und in der Kommission oder durch Ihren Mut und die Bereitschaft, sich in persönlichen Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommission zu öffnen. Ihre Offenheit war und ist von unschätzbarem Wert.
Der Bericht ist ein Meilenstein – und zugleich eine Grundlage für weitere Schritte. Als Bischof sehe ich es als meine Verpflichtung, mich dieser Verantwortung zu stellen. Wir werden den Bericht in den kommenden Tagen intensiv lesen. Er wird viele Fragen und Enttäuschungen auslösen – zuerst bei Betroffenen, aber auch bei Mitarbeitenden, und bei Menschen, die dem Bistum Fulda verbunden sind: Wie konnte das geschehen? Warum wurde weggeschaut? Warum haben Betroffene kein Gehör gefunden? Was wurde vertuscht? Diesen Fragen müssen wir uns stellen. Was haben wir bereits getan? Welche Maßnahmen greifen? Und was braucht es jetzt an weiteren konkreten Schritten?
Ich habe es in den vergangenen Tagen und Wochen bereits oft betont: Nur wer sich seiner Vergangenheit stellt, kann verantwortet in die Zukunft gehen. Wir haben in der Vergangenheit zu oft auf den Schutz der Institution geschaut. Aufarbeitung geschieht nicht aus institutionellem Interesse, sondern aus Respekt vor den einzelnen Betroffenen – vor jenen, die Verantwortungsträgern vertraut und dabei tiefes Leid erfahren haben. Dieser Vergangenheit müssen wir uns stellen. Nur so kann ein neuer Weg entstehen. Wir haben als Bistum Schuld auf uns geladen. Wir haben nicht zugehört. Kirchliche Strukturen haben versagt.
Als Bischof von Fulda bitte ich deshalb um Entschuldigung – vor allem bei den Betroffenen, aber auch bei allen, die ihr Vertrauen in das Bistum verloren haben. Ich verstehe und akzeptiere auch, dass eine Bitte um Entschuldigung allein nicht genügt. Ich als Bischof und wir als Bistum werden auch weiterhin hart daran arbeiten, dass dieses Vertrauen wieder wachsen kann.
Wir werden den Bericht der Kommission intensiv lesen und ihre Erkenntnisse und Empfehlungen sorgfältig würdigen. Erste Einordnungen und Perspektiven möchten wir zeitnah mit der Öffentlichkeit teilen. Deshalb wird es am 26. Juni ein Pressegespräch geben. Zudem wird sich die Bistumsleitung noch vor der Sommerpause mit der Kommission austauschen – über ihre Empfehlungen sprechen und gemeinsam beraten, wie diese in die weitere Aufarbeitung und in konkrete nächste Schritte einfließen können.
Schließlich danke ich allen, die sich im Bistum Fulda engagieren – besonders im Bereich Prävention und Intervention. Sie setzen sich mit großem Einsatz für eine Kirche ein, die Verantwortung übernimmt. Gemeinsam arbeiten wir daran, dass das Bistum Fulda ein sicherer Ort ist – ein Ort, an dem wir alles dafür tun, Missbrauch zu verhindern, Betroffenen zuzuhören und Verantwortung zu übernehmen.
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