Ziel des Besuchs war es, einen vertieften Einblick in das Leben und die Herausforderungen hinter Gefängnismauern zu gewinnen – insbesondere in den Bereichen Seniorenvollzug und Sicherungsverwahrung. Im Austausch mit Gefangenen, Mitarbeitenden des Vollzugsdienstes sowie pädagogischem und medizinischem Personal stand dabei das seelsorgerliche Anliegen im Mittelpunkt, den Menschen auch im Strafvollzug als Mensch zu begegnen.
Der Anstaltsleiter Dr. Gunter Fleck – Jurist und evangelischer Theologe – eröffnete den Besuch mit biblischen Impulsen zur Bedeutung von Seelsorge im Gefängnis. Der Tag bot dem Bischof umfassende Einblicke in die Unterbringung und Betreuung älterer Gefangener im sogenannten „Kornhaus“, die Abteilung der Sicherungsverwahrung sowie die Ausbildungsarbeit, exemplarisch dargestellt in der Lehrküche.
Besonders intensiv und eindrücklich waren die Gespräche, die der Bischof mit Gefangenen im Seniorenvollzug führen konnte. Diese berichteten, dass die besonderen Bedingungen dort, etwa altersgerechte Angebote und ruhigere Lebensverhältnisse, besser auf ihre Lebensphase abgestimmt seien als der Regelvollzug. Auch der zuständige Arzt, Dr. Reinhard Runkel, machte deutlich, dass alle relevanten Krankheitsbilder der älteren Bevölkerung auch in der Haft auftreten, inklusive Pflegebedarf.
Ein zunehmendes Problem stellt nach Auskunft der Anstaltsleitung die Situation nach der Haftentlassung dar: Für ältere und pflegebedürftige Ex-Gefangene fehlen passende Unterbringungsmöglichkeiten. Einrichtungen außerhalb des Vollzugs, wie Pflegeheime oder Hospize, begegnen diesen Menschen häufig mit Vorbehalten. Auch Sicherungsverwahrte, die entlassen werden könnten, finden oftmals keine Aufnahme in bestehende Betreuungssysteme.
Bischof Dr. Gerber betonte, wie wichtig es sei, Menschlichkeit auch gegenüber Schuldigen nicht aus dem Blick zu verlieren – gerade angesichts gesellschaftlicher Veränderungen und neuer politischer Strömungen. Kirche, Justiz und Politik stünden gemeinsam in der Verantwortung, die Werte von Mitmenschlichkeit und sozialer Verantwortung zu stärken.
Im Bistum Fulda werde derzeit geprüft, wie leerstehende kirchliche Immobilien für die Nachsorge und Anschlussunterbringung genutzt und kirchliche Einrichtungen gezielter in das sogenannte „Entlass-Management“ eingebunden werden können.
„Pastoral geschieht an allen Lebensorten, auch dort, wo Menschen leicht vergessen werden“, so Bischof Gerber. Der Besuch in der JVA Schwalmstadt sei ein Zeichen, dass Kirche auch hinter Mauern präsent sei – in seelsorglicher Begleitung und im Einsatz für eine gerechte und menschliche Gesellschaft.
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