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Dekanatstage

Von November 2012 bis zum Juni 2013 hat das Bistum Fulda in den 10 Dekanaten sogenannte Dekanatstage durchgeführt. Diese Tage waren geprägt durch inhaltliche Impulse (vormittags) und Gespräche der Bistumsleitung mit den Vertreterinnen und Vertretern der Pastoralverbünde (nachmittags).

In der vorliegenden Dokumentation finden Sie die Zusammenstellung aller inhaltlichen Beiträge dieser Tage.Wir hoffen, dass auf diese Weise das „Nachschauen“ und „Weiterdenken“ ein wenig leichter wird.

Dagmar Denker
Stellv. Seelsorgeamtsleiterin



 

Bistum Fulda

Dekanatstage 2012/2013 im Bistum Fulda

Grundsatzimpuls des Generalvikars

Herzlich Willkommen…

Sicher erinnern sich die meisten von Ihnen an das Leitwort des Pastoralen Prozesses: „Um der Menschen willen…gemeinsam auf der Suche nach Gott“.

Dieses Leitwort beschreibt den Pastoralen Prozess im Kern als einen gemeinsamen Weg des Suchens, einen dialogischen Prozess – um dieses - im Moment doch oft strapazierte Wort - zu gebrauchen. Möglichst Viele an diesem Prozess zu beteiligen war und ist weiterhin ein wesentlicher Gedanke. Inzwischen haben wir einige Etappen auf diesem Weg zurückgelegt:

- Der Bistumstag 2009 mit der Bitte unseres Bischofs, einen „Brief der Hoffnung“ zu schreiben,
- Besuche in den Pastoralverbünden,
- die Besuche in den Pastoralen Dienstgemeinschaften,
- die Vorlage des Themenkatalogs und die Bitte um Schwerpunktnennungen,
- in diesem Jahr die Dekanatstage.

All das dient dem Ziel unseres Bistums, mit den „Perspektiven 2020“ in diesem Jahr wegweisende Leitlinien für die Pastoral in unserem Bistum zu erstellen.

Bei all diesen Bemühungen spüren wir, dass in der Gesellschaft und in der Kirche Veränderungen in Gang sind - unabhängig davon, ob sie uns gefallen oder nicht – und dass auch Veränderungen in der Pastoral anstehen und notwendig sind.

Es gibt zwei Ansatzpunkte, um Veränderungen herbeizuführen:

Die einen sagen: Man muss die Strukturen oder die äußeren Bedingungen ändern, dann ändern sich auch die Menschen in ihrem Denken und in ihrer Einstellung. Sie stellen sich auf die neue Situation ein. Wir erfahren es immer wieder: Wenn in einem Pastoralverbund eine Pfarrstelle nicht mehr besetzt werden kann, dann fängt man an, auf Pastoralverbundsebene Absprachen zu treffen und manches zu verändern. Veränderungen struktureller oder personeller Art führen manchmal auch zu inneren Veränderungsprozessen, d. h. zu einem Umdenken. Allerdings können solche äußeren Veränderungsprozesse auch manchmal zu Verhärtungen führen.

Der andere Ansatzpunkt: Die Menschen müssen sich innerlich ändern, dann werden sie auch die äußeren Strukturen verändern. Und das stimmt sicher auch.

Beide Ansatzpunkte haben etwas für sich. Ich habe mich für den zweiten Ansatzpunkt entschieden, auch im Blick darauf, dass Jesus seine Verkündigung damit beginnt, dass er sagt: „Denkt um“ und dann natürlich auch: „Kehrt um“.

Ich knüpfe dafür auch bei einer Aussage von Papst Benedikt XVI. an, die er in seiner Eröffnungsansprache der Pastoraltagung der Diözese Rom (26. Mai 2009) gemacht hat. Er sagt dort: „Gleichzeitig ist es notwendig, den pastoralen Ansatz zu verbessern, um unter Achtung der Berufungen und der Rollen der geweihten Personen und der Laien die Mitverantwortung aller Glieder des Volk Gottes schrittweise zu fördern. Dazu bedarf es einer Änderung der Mentalität besonders in Bezug auf die Laien, die nicht mehr nur als ‚Mitarbeiter’ des Klerus betrachtet werden dürfen, sondern als wirklich ‚mitverantwortlich’ für das Sein und Handeln der Kirche erkannt werden müssen…“

Ein Mentalitätswandel ist aus der Sicht des Papstes notwendig. Und der wurde auch ganz deutlich vom Zweiten Vatikanischen Konzil angestoßen. Und zwar in der Konstitution über die Kirche.

In seinem Buch „Priester sein“ charakterisiert Gisbert Greshake die „klassische Lehre“ von der Kirche folgendermaßen:
„Sie setzt beim kirchlichen Amt an und hat dieses zum Mittelpunkt: Indem Christus Amtsträger einsetzte – Petrus, Apostel, Jünger – und ihnen autoritative Vollmacht übertrug, gründete er die Kirche … Das A und O der Kirche ist also das Amt – eine theologische Position, die der große Tübinger Theologe Johann Adam Möhler mit den bissigen Worten glossierte: ‚Gott schuf die Hierarchie, und für die Kirche ist nun bis zum Weltende mehr als genug gesorgt’.“ (19 f)

Die Konstitution LG setzt anders an, wie Sie wissen. Das erste Kapitel handelt vom Geheimnis der Kirche. Das zweite ist überschrieben: Das Volk Gottes. Und dann folgen im dritten erst die Aussagen über die Hierarchie und im vierten dann die über die Laien und im fünften über die Ordenschristen.

Eine deutlich andere Konzeption. Der Blick geht zunächst auf das Geheimnis der Kirche. Sie ist Ort bzw. Raum, in dem das Geheimnis Gottes wirksam anwesend ist. Das Reich Gottes ist in Jesus Christus angebrochen zum Heil für uns Menschen. Dieses Heil soll durch die Kirche weiterverkündet und weitervermittelt werden. Dabei ist nicht die äußere Struktur das Primäre, sondern die Anwesenheit des Auferstandenen in seiner Kirche, d. h. in seinem Geist, in seinem Wort, in den Sakramenten und in der Gemeinschaft der Glaubenden. Dann spricht die Konstitution LG zunächst von der ganzen Gemeinschaft der Glaubenden und danach kommt sie erst auf das Amt innerhalb dieser Gemeinschaft und seinen Dienst in und an der Gemeinschaft zu sprechen. Dabei ist festzuhalten, dass die Kirche und das Amt in ihr gleichursprünglich sind: Es gab weder das Amt vor der Kirche noch die Kirche vor dem Amt.

Der veränderte Blick und die Änderung der Mentalität sind auch notwendig, wenn wir auf die Pfarrgemeinden und Pastoralverbünde schauen.

Die frühere Sicht drückt sich manchmal in dem Satz aus: Hauptsache wir haben einen Pfarrer vor Ort. Dann könnt ihr mit dem pastoralen Prozess machen, was ihr wollt. So manchmal eine zugegebenermaßen flapsige Bemerkung. Oder eine andere Aussage: Es geht darum, die Priester zu entlasten. Damit ist indirekt gesagt: Sie haben eigentlich alles zu tun: Liturgie zu feiern, das Evangelium zu verkünden, sich um die Kranken und Alten zu kümmern, die Gemeinschaft zu leiten und auch gemeinsame Feiern zu organisieren. Da sie das alles nicht mehr leisten können, zumal wenn sie statt einer zwei oder drei Pfarreien haben, müssen sie entlastet werden.

Diese Sicht ist verkehrt. Vom Aufbau der Konstitution LG her muss man sagen: Das Volk Gottes vor Ort, d. h. alle, die getauft und gefirmt sind, haben gemeinsam den Auftrag, den Glauben zu feiern, ihn zu verkünden, aus dem Glauben zu leben und das Zusammenleben zu gestalten. Innerhalb dieser Gemeinschaft haben die Priester, Pfarrer und Kapläne, einen besonderen Auftrag, ebenso die Diakone, die Gemeindereferentinnen und
–referenten, Pastoralreferentinnen und –referenten und viele andere je nach Charisma und Beauftragung: Mitglieder der Räte, der Besuchsdienste, Gottesdienstleiter, Engagierte in Vereinen und Verbänden usw.

Das heißt einerseits: Wenn jemand sich in den Verwaltungsrat oder Pfarrgemeinderat wählen lässt und dort Verantwortung übernimmt, dann nimmt er nicht dem Pfarrer Arbeit ab, so als ob der alles zu tun hätte, sondern nimmt seine Aufgabe in der konkreten Kirchengemeinde wahr. Und das gilt analog auch für andere, die einen Dienst übernehmen. Der Auftrag ist in Taufe und Firmung grundgelegt. Natürlich müssen dazu Interesse und Begabung kommen und eventuell auch offizielle Beauftragungen durch Wahl oder in anderer Form.

Das heißt: Die Pfarrer sollten nicht meinen: Eigentlich haben wir alle pastoralen Aufgaben wahrzunehmen, aber wir lassen uns helfen, weil wir nicht alles allein schaffen oder – so auch manche Formulierungen -: Wir ziehen andere heran, die uns helfen.

In dem Beitrag: „Kirche ohne Fachkräfte“ im Pastoralblatt 12/2012 zitiert Dieter Tewes den Weihbischof Bosco Penha von Mumbai, Indien, der in seiner Erzdiözese das pastorale Programm der kleinen christlichen Gemeinschaften entwickelt hat, mit den Worten: „Wir Priester (und Hauptamtlichen) müssen uns bekehren, wenn es die Kirche der Zukunft geben soll. Wir müssen uns bekehren zu dem Glauben, dass der Heilige Geist auch dort wirkt, wo wir nicht selbst dabei sind.“

Nach diesem Zitat fährt Dieter Tewes dann fort: „Die Veränderung der Einstellung von uns Hauptamtlichen zu den nicht-hauptamtlichen Getauften ist also ein wesentlicher Aspekt für eine zukunftsfähige Kirche in Deutschland. Nur wenn sie sich wirklich ernst genommen fühlen, werden sie bereit sein, Dienste zu übernehmen und sich dafür schulen zu lassen. Nur wenn wir verinnerlichen, dass Partizipation wirklich Teilhabe heißt, Mitverantwortung und Mitentscheidung (und das auch so praktizieren), wenn wir sie als Getaufte in ihrer Taufwürde ernst nehmen und als geisterfüllte Partner sehen (und nicht als Helfer), kommt die Kirche voran.“ (363 f)

Und umgekehrt: Die Gemeindemitglieder sollten nicht denken, der Pfarrer müsste eigentlich alles machen, aber weil er es aus Gründen der Zeit und der Kraft nicht kann, helfen wir mit.

Dieses Denken gibt es. Aber es entspricht weder der Sicht der Kirche, wie sie sich im Konzil ausdrückt, noch dem, was sich im Neuen Testament zeigt. Es ist der gemeinsame Auftrag aller Getauften und Gefirmten, den sie von Gott her haben, das Evangelium präsent zu halten in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft, und nach Wegen zu suchen und Wege zu gehen, um diesen Auftrag zu erfüllen.

Diesen Gedanken möchte ich unterstreichen mit einem Zitat aus dem Dokument der Konstitution LG:
„Eines ist also das auserwählte Volk Gottes: ‚Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe’ (Eph 4,5); gemeinsam die Würde der Glieder aus ihrer Wiedergeburt in Christus, gemeinsam die Gnade der Kindschaft, gemeinsam die Berufung zur Vollkommenheit, eines ist das Heil, eine die Hoffnung und ungeteilt die Liebe. Es ist also in Christus und in der Kirche keine Ungleichheit aufgrund von Rasse und Volkszugehörigkeit, sozialer Stellung oder Geschlecht; denn ‚es gilt nicht mehr Jude und Grieche, nicht Sklave und Freier, nicht Mann und Frau; denn alle seid ihr einig in Jesus Christus.’ (Gal 3,28 griech.; vgl. Kol 3,11)
Wenn auch einige nach Gottes Willen als Lehrer und Ausspender der Geheimnisse und Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter allen eine wahre Gleichheit, in der allen Gläubigen gemeinsam Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi… So geben alle in der Verschiedenheit Zeugnis von der wunderbaren Einheit im Leibe Christi: denn gerade die Vielfalt der Gnadengaben, Dienstleistungen und Tätigkeiten vereint die Kinder Gottes, weil ‚dies alles der eine und gleiche Geist wirkt’ (1 Kor 12,11).“ (32)

Die Veränderung dieser Mentalität sollte folgende Konsequenz haben:

- Aus der Berufung durch Taufe und Firmung erwächst die Verantwortung für das kirchliche Leben vor Ort - für JEDEN Christen. Deshalb möchte ich statt von Ehrenamtlichen lieber von Mitverantwortlichen sprechen. Ehrenamtlich klingt mir zu unverbindlich. Alle Getauften und Gefirmten haben den Auftrag, das Evangelium zu verkünden. Und alle Hauptamtlichen haben die Verpflichtung, mitzuhelfen, dass alle Getauften und Gefirmten auch ihren Auftrag in der Kirche wahrnehmen können.

- Diese Verantwortung kann/soll ihren Ausdruck darin finden, dass sich an den verschiedenen Orten, z. B. in Filialen oder in Stadt- oder Ortsteilen einer größeren Pfarrei, Gruppen von Verantwortlichen finden, die sich darum kümmern, dass die Grundvollzüge (Liturgia, Martyria, Diakonia) in der Gemeinde gelebt werden.

- Dazu kann es sinnvoll sein, dass die Verantwortlichen durch den Bischof beauftragt werden; sie müssen auf jeden Fall angemessen vorbereitet und begleitet werden.

- All das geschieht natürlich in Zusammenarbeit mit dem Pfarrer und den anderen
Hauptamtlichen. Dabei ist aber ein partizipativer Leitungsstil notwendig. Leitung ist unbedingt wichtig, aber es ist auch entscheidend, wie Leitung wahrgenommen wird. Von der gemeinsamen Berufung aller kann das nur in partizipativer Weise geschehen.

- Die in der Bibel begründete Sicht der Kirche in der Konstitution LG (Kirche als
Gemeinschaft aller Getauften und das Amt in der Kirche verstanden als Dienst an der Berufung aller Gläubigen) muss das Denken prägen und notfalls auch verändern, wie der Papst sagt. Darin liegt auch eine Herausforderung, die sich dann zeigt, wenn es konkret wird.

- So werden auch die Perspektiven 2020 auf dieser Grundlage formuliert werden und
unsere Weiterarbeit bestimmen: nämlich die Pastoralverbünde zu begleiten, die Spiritualität zu fördern, Mitverantwortliche zu qualifizieren u. a.

Durch die Verantwortlichen vor Ort wird auch der Befürchtung entgegen gearbeitet, dass größere Einheiten zur Ausdünnung des kirchlichen Lebens vor Ort und zur Zentralisierung führen. Das gemeinsame Leben aus dem Glauben muss vor Ort beheimatet sein. Es braucht in überschaubaren Orten Verantwortliche, die sich für das Evangelium einsetzen, die gemeinsam den Glauben feiern, verkünden und leben, sodass die Gemeinschaft der Christen offen und einladend auf die Menschen wirkt, die nach Gott oder nach Antworten auf ihre Lebensfragen suchen, Antworten, die das Evangelium geben kann.

Vielleicht denken Sie:
Diese Gedanken stehen in Spannung zu dem, was am heutigen Tag gedacht ist, nämlich die Arbeit in den Pastoralverbünden zu intensivieren und konkrete Perspektiven und Projekte zu entwickeln.

Die grundlegenden Gedanken unter dem Stichwort Mentalitätswandel gelten natürlich auch für die Pastoralverbünde. Es ist aus meiner Sicht beides notwendig: Die Beheimatung vor Ort und gleichzeitig der Blick über den Tellerrand hinaus, d. h. die Mitverantwortung vor Ort für die Verkündigung und Feier des Evangeliums und für die Umsetzung dieser Botschaft im diakonischen Bereich, und auch Initiativen und Projekte, die nur in einem größeren Raum möglich sind.

So hoffe ich auf gute Impulse und intensive, ergebnisorientierte Gespräche in den einzelnen Pastoralverbünden.

Bistum Fulda


Bischöfliches Generalvikariat 

Paulustor 5

36037 Fulda


 



Postfach 11 53

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Telefon: 0661 / 87-0

Telefax: 0661 / 87-578

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© Bistum Fulda

 

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