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Orgeln im Bistum - Region Marburg

Stadtallendorf, St. Michael

In der Ausschreibung zu dem Neubau der Orgel waren bereits konkrete Vorstellungen über die Bauweise nebst einem Dispositionsentwurf aufgeführt. Die Unterteilung in Haupt- und Oberwerk, die Bevorzugung von einer Terzteilung der Windladen, eines Kanaltremulanten, sowie eine leicht ungleich schwebende Temperierung ließen erkennen, dass hier ein Instrument geplant ist, dass sich an den klassischen Vorbildern orientiert. Diese Intention wurde im ganzen Instrument realisiert. So besteht das Orgelgehäuse aus massivem Fichtenholz, die Spieltrakturen sind rein mechanisch, die Windregulierung geschieht durch zwei großzügig angelegte Keilbälge, die Windkanäle bestehen ebenfalls aus Fichtenholz. Dies bürgt für gute Resonanzeigenschaften, weil nicht nur die Orgelpfeife klingt, sondern das Klangvolumen eines Instrumentes auch in allen windfähigen natürlichen Materialien gefertigt ist.

 

Eine besonders schwierige Aufgabe war es, das ca. 4 Tonnen schwere Instrument so zu konstruieren, dass auf der Empore für den Kirchenchor maximal Raum bleibt. Auf dem schlanken Untergehäuse ruht in ca. 3 m Höhe ein Eisenträger, welcher die Lasten statisch aufnimmt und auf das Untergehäuse wie auch - über einen Treppenausschnitt hinweg - zu der Kirchenwand abträgt. Das Obergehäuse ist ebenfalls tragend gefertigt und über hölzerne Lager unmittelbar mit den Windladen und dem Pfeifenwerk verbunden. Um die Klaviaturen mit den Windladen zu verbinden überspannen die Mechaniken eine Länge von ca. 925 m. Das Werk hat 1670 Pfeifen, davon sind 139 aus Fichtenholz gefertigt. Die längste im Prospekt sichtbare Pfeife hat eine Gesamthöhe von 2,92 m, die kürzeste eine Höhe von 0,74 m. Im Orgelinneren haben die kleinsten Pfeifen eine Körperlänge von ca. 12 mm. So sind in den verschiedensten Klangfarben die Grundtöne im Bereich von 32 Hz bis ca. 8000 Hz hörbar, die Teiltöne übertreffen dieses Frequenzspektrum noch um ein Vielfaches.

 

Das Instrument ist auf den üblichen Kammerton eingestimmt, mit einer Temperierung nach Kirnberger. Das musikalische Lexikon von H. C. Koch, Offenbach 1802, beschreibt treffend warum Kirnberger - lange nach der Entwicklung zur heute üblichen gleichschwebenden Temperatur - dieses Temperaturmodell 1771 veröffentlichte: "weil bei der gleichschwebenden Temperatur alle Verschiedenheit des Charakters der zwölf harten und weichen Tonarten aufhört, in der ungleichschwebenden hingegen erhalten wird, so dass jede besondere harte oder weiche Tonart durch die verschiedenen Verhältnisse der Töne ihrer Tonleiter eine sehr merkliche verschiedene Modifikation bekommt." (Quelle: Dupont, Geschichte der musikalischen Temperatur, Lauffen 1986). So wird sich dieses Instrument in den verschiedenen Tonarten besonders charaktervoll entwickeln, dabei die Kirchentonarten wohltuend bevorzugend.

 

Diese neue Orgel besitzt 25 klingende Register auf Hauptwerk, Oberwerk und Pedalwerk verteilt, zusätzlich einen Tremulanten im Oberwerk und die Koppeln II/I, I/P und II/P und wurde von der Orgelbaufirma Förster & Nicolaus aus Lich (Oberhessen) erbaut.

 

Oskar Roithmeier
 

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© Bistum Fulda

 

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