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Aktuelles Bischofswort - zum Sonntag, 29. Oktober 2017

Über das Reformationsgedenken hinaus

Von Bischof Heinz Josef Algermissen

Im Hohepriesterlichen Gebet bittet Jesus um die Einheit seiner Jünger, „damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,23). Mit diesem Finalsatz kommt zum Ausdruck, dass die Einheit unter den Jüngern kein Selbstzweck ist, sondern im Dienst an der Glaubwürdigkeit der Sendung Jesu Christi und seiner Kirche steht und die Voraussetzung für das Zeugnis in der Welt darstellt.
So hat das Zweite Vatikanische Konzil die Kirche als „Zeichen und Werkzeug für die Einheit der ganzen Menschheit“ beschrieben, „denn Christus, der Herr, hat eine einige und einzige Kirche gegründet“ (Dekret über den Ökumenismus Nr. 1). Von daher stellt sich uns Christen die bedrängende Frage, wie die Kirche diese wichtige Sendung wahrnehmen kann, wenn die Christen selbst untereinander nicht eins sind, sondern nach wie vor in voneinander getrennten Kirchen leben und den Skandal der Kirchenspaltung noch immer nicht überwunden haben.

Diese Rückfrage stellt sich auch im Blick auf das Gedenken der Reformation, das in diesem Jahr begangen wurde. Denn die Reformation hat uns nicht nur die Wiederentdeckung des Evangeliums von der Rechtfertigung des Menschen durch Gnade und Glaube geschenkt. Weil die damit intendierte Reform der Kirche damals nicht gelungen ist, ist es vielmehr auch zur Reformation im Sinne der schließlich zerbrochenen Einheit der Kirche und zur Spaltung gekommen. Und im Anschluss daran haben im 16. und 17. Jahrhundert grausame Konfessionskriege stattgefunden, in denen sich Katholiken und Lutheraner bis aufs Blut bekämpft haben. Ich denke an den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), der das damalige Europa in ein Meer von Blut verwandelt hat.

Angesichts dieser tragischen Geschichte, in der der eine Leib Christi verwundet wurde und Christen im Namen der Religion Gewalt gegeneinander ausgeübt haben, haben wir allen Grund, Schuld offen zu benennen und Buße zu tun. Die Bekehrung der Herzen ist ein wichtiges Motiv zum „geistlichen Ökumenismus“, den das Zweite Vatikanum fördern will (vgl. Dekret über den Ökumenismus Nr. 8). Damit er eine ehrliche Chance hat, müssen wir jene Reinigung des geschichtlichen Gedächtnisses vollziehen, die Papst Franziskus anmahnt: „Wir können Geschehenes nicht auslöschen, aber wir wollen nicht zulassen, dass die Last vergangener Schuld weiter unsere Beziehungen vergiftet. Die Barmherzigkeit Gottes wird unsere Beziehungen erneuern.“

Barmherzigkeit und Versöhnung müssen in der Tat die Leitperspektiven des ökumenischen Weges gerade nach dem Jahr des Reformationsgedenkens sein. Diese beiden Begriffe führen in die Mitte des christlichen Glaubens ein, dass nämlich Versöhnung ein Geschenk Gottes ist, das er allen Menschen und dem ganzen Kosmos anbietet. Indem wir uns von Gott in Christus versöhnen lassen, sind wir berufen, Gottes Versöhnung zu verkünden und für die Versöhnung unter den Christen zu leben.

Die Liebe ist das innerste Herz allen ökumenischen Bemühens. In ihr stellen die legitimen Unterschiede zwischen den verschiedenen Konfessionen nicht mehr nur, wie in der Vergangenheit, Hindernisse dar, sondern sind auch eine Bereicherung im Glauben. Denn wahre Liebe löscht Unterschiede nicht aus, sondern führt sie ehrlich und versöhnt in eine tiefere Einheit zusammen. Wenn das zu Ende gehende Reformationsgedenken im Licht des Evangeliums der Versöhnung und von der Liebe Christi ein wirklicher Impuls war, nächste Schritte auf dem Weg der Einheit mutig zu wagen, würde „ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums“ (Dekret über den Ökumenismus Nr. 1) wesentlich abgebaut.
So können wir gut in ein Gebet Martin Luthers einstimmen: „Du ewiger, barmherziger Gott, du bist ein Gott des Friedens, der Liebe und der Einigkeit, nicht aber des Zwiespalts… Gib, dass wir zu deiner Einigkeit umkehren, deine eine, einzige, ewige Wahrheit suchen und von allem Zwiespalt abweichen.“


Vorstehender Beitrag erscheint als „Wort des Bischofs“ in der Kirchenzeitung „Bonifatiusbote“

 

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