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Aktuelles Bischofswort - zum 4. Adventssonntag, 24. Dezember 2017

"Für uns Menschen vom Himmel gekommen"

Von Bischof Heinz Josef Algermissen

Wann immer ich in Rom bin, versuche ich, mir wenigstens eine gute Stunde für den Besuch von Santa Maria Maggiore freizuhalten. Diese Basilika wird wegen der ungewöhnlich reichen Mosaiken an den Hochwänden des Längsschiffes, am Triumphbogen und in der Apsis vielfach als die schönste aller römischen Kirchen angesehen. Sie ist gleichzeitig auch die Weihnachtskirche der Ewigen Stadt.

Die Mosaiken an den beiden Längsseiten legen sozusagen die ganze Geschichte der Menschheit als Prozession zu Jesus Christus hin aus. Langsamen Schrittes geht der Betrachter mit dem Blick auf die Bilder nach vorn, bis hin zum Triumphbogen über dem Hochaltar. Doch dort im zentralen Mosaik, am Zielpunkt des Weges, wo eigentlich die Geburt Christi dargestellt sein müsste, sieht er stattdessen nur einen leeren Thron. Davor liegt, wie ein Kissen, das Bündel der Geschichte, von sieben roten Fäden zusammengehalten.

Das also ist das Weihnachtsbild dieser Kirche: ein leerer Thron und ihm zu Füßen die Geschichte der Menschheit mit all dem Auf und dem entsetzlichen Ab.

Um die Bedeutung des Bildes zu verstehen, muss man tiefer hinabsteigen. Unter dem Triumphbogen befindet sich nämlich die Krypta, und sie birgt das Kostbarste dieser Weihnachtskirche: ein paar schäbige Bretter. Der Überlieferung nach stammen sie von der Krippe in Bethlehem.

Hier unten wird alles klar: Der Thron ist leer, denn Gott ist hinabgestiegen in den Stall, „für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen“, wie wir im großen Glaubensbekenntnis bekennen.

Der Rhythmus des Raumes reißt den Betrachter in einen jähen Umbruch hinein, aus der glanzvollen Welt antiker Kunst hinab in die raue Wirklichkeit der Krippe. Ein paar Bretter werden zum Anhaltspunkt, dass die Heilsbotschaft nicht Einbildung ist: Gott bleibt nicht auf dem erhabenen Thron der Jenseitigkeit, ER steigt hinab bis zum tiefsten Punkt, um uns von ganz unten her nahe zu sein, auf Augenhöhe, anteilnehmend an unserer Freude, indes auch an unseren Sorgen und Tränen.
Die Theologen der frühen Kirche wiederholen immer neu diese Einsicht: Nichts kann geheilt und erlöst werden, was nicht angenommen ist. Gott hat sich weit herausgewagt - in der Annahme der äußersten Konsequenz. Das ist die Bedingung der Möglichkeit einer tief begründeten Hoffnung, die uns angesichts einer blutenden Welt nicht verzweifeln lässt.

Im Advent und zur Weihnacht richtet die Kirche den Blick auf das Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes. „Die Geburt Jesu in Bethlehem ist kein Ereignis, das sich in die Vergangenheit verbannen ließe. Denn vor ihm steht die ganze Menschheitsgeschichte: unsere Gegenwart und die Zukunft der Welt werden von seinem Dasein erleuchtet“ (Papst Johannes Paul II. in der Verkündigungsbulle zum Jubiläumsjahr 2000 „Incarnationis Mysterium“, Nr. 1). Ohne solche Erleuchtung, ohne das Licht, das aus der Krippe kommt, würde Weihnachten zum sentimentalen Kitsch verkommen.

Dieses Licht vom Himmel, das tröstet und froh macht, wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zum Weihnachtsfest.


Vorstehender Beitrag erscheint als „Wort des Bischofs“ in der Kirchenzeitung „Bonifatiusbote“

 

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