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Aktuelles Bischofswort zum 14. Januar 2018

Stichwort Ökumene

Von Bischof Heinz Josef Algermissen

Der Begriff „Ökumene“ löst gleicherweise bei katholischen wie bei evangelischen Christen die unterschiedlichsten Empfindungen aus. Die einen denken an feste Positionen in der Glaubenslehre, an daraus resultierende kirchenrechtliche Schranken. Andere empfinden den inneren Auftrag, gegen alle Verordnungen und Grenzen an der Basis Einheit zu praktizieren. Ihr Engagement kollidiert nicht selten mit der Befürchtung jener, die meinen, die ökumenische Bewegung der letzten Jahre habe sie katholisch oder eben reformatorisch überfremdet, die Eindeutigkeit der jeweiligen Bekenntnisse habe durch das ökumenische Gespräch gelitten, die einst klaren konfessionellen Positionen seien undeutlich geworden.

Wie unterschiedlich die Empfindungen auf das Stichwort Ökumene auch sein mögen, jeder Christ, der sich am Evangelium Jesu Christi orientiert, steht unter dem verbindlichen Anspruch des Hohenpriesterlichen Gebetes, wo Jesus den Vater bittet, die Einheit der Jünger möge ein Spiegelbild für seine Einheit mit dem Vater sein (vgl. Johannes 17,21). Das Ernstnehmen dieses Gebetes ist ein Gradmesser für jedes glaubwürdig gelebte Christentum. Es verpflichtet uns ebenso wie die abschließende Weisung des Herrn im Matthäus-Evangelium, hinauszugehen und allen Menschen das Evangelium zu verkünden (vgl. 28,19f). Gegenüber beidem ist kein distanziertes Abwarten möglich.

Die alljährliche Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar soll stets neu vor Augen halten, dass der von Jesus gewiesene gemeinsame Weg der Christen nicht in Kommissionen und Ausschüssen, nicht in Hörsälen und bei Vorträgen beginnt, sondern vor dem Altar. Das heißt: Christen wenden sich gemeinsam bittend und danksagend an Gott, sie verstehen sich und ihre Zukunft von ihm her. Heil und Sinn ihres Lebens sind seine Gabe, er schenkt sie nicht dosiert je nach Bekenntnis, sondern grundsätzlich nach seiner Barmherzigkeit. Sich in dieser grundsätzlichen Weise auf Gott als den Geber alles Guten hin zu verstehen, entspricht auch dem religiösen Erbe der Reformation.

Die so verstandene personale Hinwendung zu Gott ist die Seele aller ökumenischen Bemühungen. Vor allen theologischen Streitfragen, die es im geduldigen theologischen Gespräch zu überwinden gilt, steht die Gottesfrage. Bleibt hier die Haltung der Christen diffus, ist es sinnlos, über unterschiedliche Auffassungen bei den Sakramenten oder über die Kirche zu debattieren. Über eine allem menschlichen Mühen zuvorkommende Gnade lässt sich verantwortlich nur sprechen, wenn Gott mehr ist als der Mensch und dessen Mühen um Recht und Gerechtigkeit. Insofern ist der im fürbittenden Gebet gemeinsam vollzogene Gottesglaube das Fundament und der belebende Motor aller ökumenischen Bemühungen.

Und genau hier, so glaube ich, bestehen ein offensichtlicher Nachholbedarf und eine dringend gebotene Aufgabe der geteilten Christenheit. Gegenüber der Versuchung, Christsein in eine aktivistische Weltverantwortung zu verflüchtigen, können Christen aller Kirchen und Konfessionen im gemeinsamen Gebet bekennen: Gott ist der Welt und dem menschlichen Bemühen zugewandt. Und darum dürfen wir es wagen, ihm unsere kleinen und großen Fragen, Wichtiges und Unwichtiges zu sagen und so von ihm Hilfe für das Gelingen unseres Lebens zu erbitten. Diese gemeinsam vollzogene Grundorientierung alles christlichen Mühens auf den Gott der Gnade hin wirkt beseelend in alle christlichen Bereiche hinein. Sie bemüht sich um die geistliche Achse, um die es im Christentum geht, um das erlösende Verhältnis Gottes zum erlösungsbedürftigen Menschen.

Im ökumenischen Gespräch hört man gelegentlich die Bemerkung: „Wir haben doch alle denselben Herrgott.“ Diese Redensart wirkt dort oberflächlich und leer, wo Gott aus unserem Leben herausgehalten wird, wo wir mit unserer Tat an seine Stelle treten und ihm einen belanglosen Platz am Rande des Lebens, gleichsam in einem Reservat zuweisen.

„Wir haben doch alle denselben Herrgott“, dieser Satz stimmt indes dort, wo sich Menschen in den Höhen und Tiefen ihres Lebens, in Kummer und Freude von Gott ermutigen lassen. Dies gemeinsam zu tun, wäre nicht der schlechteste Dienst, den die ökumenische Bewegung in unsere heutige Zeit einbringen könnte. Dazu bedürfte es keiner kirchenamtlichen Regelungen. Gemeinsames Gebet ist überall und zu jeder Zeit möglich. Der Glaube an Jesus Christus würde von allen Seiten auf seine Mitte hin orientiert. Und von daher erscheinen dann viele trennende Fragen in einem ganz anderen Licht.


Vorstehender Beitrag erscheint als „Wort des Bischofs“ in der Kirchenzeitung „Bonifatiusbote“

 

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