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Bonifatiusfest 2009

"In der lebendigen Kraft des dreifaltigen Gottes für die Kirche wirken"

Bischof von Osnabrück predigte beim Bonifatiusfest - Feierliche Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten  
 
 
 
Fulda (bpf). Am heiligen Bonifatius sehe man in hervorragender Weise, was eine einzige Person mit Ausstrahlung bewirken könne, "in der lebendigen Kraft des dreifaltigen Gottes". Dies betonte Bischof von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, am Sonntag in Fulda bei der Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten. Eine Person könne viel bewirken, "wenn sie sich selbst ganz in die Wagschale wirft für das Evangelium - bei Bonifatius bis zum Blutzeugnis - , wenn sie Orte und Strukturen initiiert, an denen Tiefe und Weite des Glaubens modellhaft und in besonderer Konzentration gelebt werden". Auf Personen und Orte, Strukturen und Leben, Knotenpunkte und Vernetzungen werde es in der Kirche immer ankommen, zeigte sich Bode überzeugt.

In einem feierlichen Pontifikalamt mit über 7.000 Wallfahrern (in diesem Jahr fehlten rund 1.000 Wallfahrer, die sich auf den Pilgerweg nach Walldürn gemacht haben) auf dem Fuldaer Domplatz hob Bischof Bode bei teils wolkenverhangenem, teils sonnigem Himmel hervor, daß es auf die unermüdliche Aussaat eines Glaubens ankomme, "von dem wir selbst überzeugt sein müssen, daß er Menschen zum Leben hilft und neue Christen gewinnen kann". Wer daran selbst nicht mehr glaube, habe das "Spiel" längst verloren. Das Buch Jesus Sirach preise Persönlichkeiten, die Rat erteilten durch Einsicht, die prophetisch auf den immer größeren Gott verwiesen, "damit er den ersten Platz in unserem Leben einnimmt und alles andere sich dem nachordnet". Es seien Menschen, die sagen, was sie tun, und tun, was sie sagen, wie einmal ein Jugendlicher zu den versammelten deutschen Bischöfen gesagt habe. "Von solchen Personen - und es gibt sie nicht nur bei den öffentlich bekannten, sondern auch unter den vielen, die Gemeinde, Kirche und Gesellschaft mittragen - von solchen Personen lebt Kirche der Zukunft mehr als von vielen Debatten und Sitzungen."

Kritik an Kapellenweihe der Piusbruderschaft
Die Kirche werde sicher nicht zukunftsfähiger durch eine provokative Veranstaltung wie die Kapellenweihe der Piusbruderschaft, sagte Bischof Bode im Hinblick auf dieses zeitgleich in Fulda stattfindende Ereignis. "Kann das denn die Antwort auf die ausgebreiteten Arme des Heiligen Vaters sein?", fragte der Bischof von Osnabrück und erntete hierfür den Beifall der auf dem Domplatz versammelten Gläubigen.

Zu Beginn seiner Predigt hatte sich der Osnabrücker Oberhirte fasziniert vom Stadtbild Fuldas gezeigt und daran erinnert, daß in der Spannung von romanischer Schlichtheit über barocke Pracht bis zu moderner Zweckmäßigkeit auch die Kirche heute stehe, die manchmal noch zu sehr träume von großer Macht und großem Einfluß in Gesellschaft und Welt hinein, die ihr zumindest äußerlich mehr und mehr genommen oder auch durch unglaubwürdiges Verhalten Einzelner abhanden gekommen sei. Der Blick auf die Michaelskirche verweise die Kirche auf ihren Kern zurück: "Die Kirche ist erbauet auf Jesus Christ allein". Eine einzige dicke Säule in der Krypta der Michaelskirche zeige, wie sehr alles auf dem Einen gründe, auf Christus. "Und Christus steht für das Leben des dreifaltigen Gottes, den wir an diesem Sonntag nach Pfingsten in besonderer Weise anbeten und feiern."

"Weltliche Mächte, vor allem die Übermacht des Marktes und der Ökonomie, die Übermacht der Wirtschaft und der Irrglaube an ein immer weiteres Wachstum sind ins Wanken geraten und haben uns in eine schwere Krise gestürzt", rief Bischof Bode sodann in Erinnerung. Man wisse noch nicht, wohin die Dinge sich wirklich entwickeln würden. Nun müßten ganz andere Kräfte in den Mittelpunkt treten und die Herzen der Menschen wieder neu erfassen: "die Kraft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, die Kraft, die nicht die Kirche zu einer weiteren Großmacht erhebt, sondern deren Botschaft die Menschen und die Welt von innen her durchdringt und hält." Dies sei die Kraft des Heiligen Geistes selbst.

Am heutigen Tag der Europawahlen dürfe man nicht nur auf ein Europa als Wirtschaftsraum oder als strategischen Raum setzen, sondern weit mehr auf ein Europa, das sich "von innen her seiner geistigen und geistlichen Wurzeln neu bewußt" werde. Schließlich sei es gebaut worden von Persönlichkeiten und Schlüsselfiguren von der Art des heiligen Bonifatius. "Ohne die Kraft, für die dieser Mann und unzählige andere ihr Leben hingaben, war und ist Europa nicht zu bauen", gab Bode zu bedenken.

Auch die deutsche Kirche, die sich in der Stadt wie auf dem Lande in immer größeren pastoralen Einheiten zusammenfinden müsse, habe ganz und gar offen und ehrlich mit ihrem Leben vor Ort umzugehen. Sie dürfe bei aller hundertfältigen Aktivität, bei allen Planungen und Strukturierungen nicht übersehen, wie sehr auch manche äußerlich gut funktionierende Gemeinde heute innerlich hohl geworden sei. "Wenn wir jetzt nicht in den notwendigen neuen Strukturen der Weite neue Tiefe des Glaubens und Vertrauens und neue Nähe zu den Menschen gewinnen, werden wir der von Krisen geschüttelten Umgebung und dem rasanten Rückgang kirchlichen Lebens auch auf dem Land nicht mehr standhalten können."

Noch seien viele positive Ressourcen, Vorräte und Quellen in den katholischen Gemeinden da, viele Personen, "vor allem ehrenamtliche, die wir entdecken, fördern, begleiten und auch beauftragen sollten, damit das Netzwerk der Begabungen und Fähigkeiten zusammen mit den Priestern und Diakonen und den hauptamtlichen Laien ein Netzwerk ist". Dieses Netzwerk dürfe nicht so sehr auf äußere Macht setzen als vielmehr auf die innere Kraft, die von Persönlichkeiten ausgehe, die "überzeugt und überzeugend ihren Glauben leben". Das seien eben in Zukunft nicht mehr so sehr allein die Kleriker und Hauptberuflichen, sondern "mehr und mehr jede und jeder Einzelne, der sich neu der Grundbotschaft des Christlichen stellt".

Der Osnabrücker Bischof erinnerte an von den Nationalsozialisten ermordeten Pater Alfred Delp, der darauf hingewiesen hatte, daß die Kirche auf glühende Menschen gebaut sei. Die Kirche werde demnach weiterleben, wenn sich die Gläubigen von Gott erfüllen ließen und bereit seien, für ihn das Leben einzusetzen. "Menschen - vor allem junge - lassen sich nicht für den Glauben gewinnen durch den Text des Evangeliums allein, sondern nur, wenn er durch lebendige und in lebendigen Menschen daherkommt, die bereit sind, die Menschen zu lieben", stellte Bode heraus. Dann hänge die Zukunft der Kirche nicht alleine von den pastoralen Räumen und Strukturen, sondern vielmehr von dem Vertrauen, dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe derer ab, "die das Evangelium für sich angenommen haben".

Dazu bedürfe es heute vieler Glaubensorte oder Kondensationspunkte, an denen sich der verdunstete Glaube wieder zu lebendigem Wasser verdichten könne: Gemeinden, Schulen, Verbände, Beratungsstellen, Kindergärten als Häuser der Familie, alle Orte der karitativen Zuwendung, Gebetsschulen, geistliche Gemeinschaften, Weltjugendtage, Katholikentage, neue katechetische Formen, ja auch die modernen Medien. Dieser Vielfalt an Orten entspreche eben die Vielfalt der Möglichkeiten nicht nur hauptberuflicher Tätigkeit, sondern auch teilzeitlicher, nebenamtlicher, ehrenamtlicher und freiwilliger Dienste. "Sind wir in dieser Hinsicht wirklich schon erfinderisch genug im Miteinander all dieser Kräfte?", hinterfragte der Gast aus Osnabrück. "Bonifatius hätte dafür sicher neue Ideen gehabt, und er hätte die Anstrengungen dafür nicht gescheut."

"Kern dieser ganzen spannenden Glaubenskommunikation", fuhr Bode fort, "ist der Glaube an den dreifaltigen Gott, nicht in theologischer Kompliziertheit, sondern in der tiefen Einfachheit, wie wir ihn im Kreuzzeichen immer erneuern: der Glaube an den Gott über uns, den Vater, den immer größeren; an den Gott mit uns, den Sohn, der ins immer Kleinere bis in die Abgründe von Leid und Tod des Menschen mitgegangen ist; und an den Gott in uns, unter uns und zwischen uns, den Heiligen Geist, der uns zur Gemeinschaft der Kirche vereint in bunter Verschiedenheit und doch tiefer Einheit." Bei jedem bewußten Kreuzzeichen rufe man diese Signatur des Taufglaubens in Erinnerung, so daß nur ein Tag mit dem Aufblick zu Gott, mit der Zuwendung zum Menschen und in der Gemeinschaft der Kirche ein wirklich guter und christlich wirksamer Tag sei.

Genau in der Mitte des heutigen Evangeliums stehe als Angelpunkt dieser dreifaltige Glaube im letzten Auftrag Jesu, in die Welt zu gehen und zusammen mit ihm Menschen für ihn zu gewinnen. Bonifatius habe dies bis zum letzten gelebt. "Deshalb geht von hier, von seinem Grab, eine immer neue Herausforderung aus - dargestellt dadurch, daß die Bischöfe sich jedes Jahr seine Reliquie auflegen lassen", hob Bode hervor und forderte dazu auf, immer wieder neu "hier in Fulda" zusammenzukommen, um "uns an seinem Grab zu versammeln und nicht an seinem Stab zu vergammeln", wie Bischof Hemmerle einmal gesagt habe. "Lassen wir uns von hier aus immer neu senden!" Jesus Christus habe verheißen, allezeit bei seiner Kirche zu bleiben, also auch heute, "in diesen verrückten Zeiten, genauso wie gestern und morgen".

Den Festgottesdienst feierte Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen in Konzelebration mit Bischof Bode, Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez und Weihbischof Johannes Kapp sowie Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke und den holländischen Pfarrern Paul Verheijen aus Dokkum, dem Ort des Martyriums des hl. Bonifatius, und Boert van der Wal aus Groningen. Musikalisch wurde die Meßfeier vom Fuldaer Jugendkathedralchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber, die Chorsätze von J. Haydn und A. Wilson sowie Gottesloblieder im Wechsel mit der Gemeinde sangen, sowie einem großen, aus sechs Blasorchestern bestehenden Instrumentalensemble unter Leitung von Regionalkantor Ulrich Moormann mitgestaltet.

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Bischof Algermissen die Gläubigen und besonders Bischof Bode, aber auch Abtpräses Dr. Albert Schmidt OSB (Beuron) und Don Angelo aus dem Bistum Lugano begrüßt. Seine Freude über die auf dem Domplatz versammelten Gläubigen brachte der Oberhirte so zum Ausdruck: "Dieses Fest zu feiern, ist für mich ein großes inneres Erlebnis". Der Bischof sah in der gemeinsamen Feier mit Bode - einem weiteren Diasporabischof - ein bestärkendes Zeichen. Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein hatte vor Beginn des Gottesdienstes die Wallfahrer aus zahlreichen Pastoralverbünden, aber auch aus einzelnen Pfarreien des Bistums und darüber hinaus namentlich willkommen geheißen. Besonders begrüßte er eine Gruppe aus Como, Fuldas Partnerstadt, bzw. der Diözese Lugano.

 

8. Juni 2009

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