Fulda (bpf). Der Entwicklung des Freundschaftsverständnis in den Schriften des heiligen Augustinus (354-430) hat sich der neue Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte und Patrologie, Prof. Dr. Notker Baumann (44), am Dienstag in seiner Antrittsvorlesung zugewandt. Vor über 100 Gästen aus Kirche und Kultur betonte Baumann, der seit Oktober 2018 in Fulda lehrt, im Auditorium maximum der Theologischen Fakultät: „Augustinus gestaltet den klassischen Freundschaftsbegriff, nämlich die Übereinstimmung in allen menschlichen und göttlichen Dingen, in eine Vorstellung von Freundschaft als Gnade um, ein durch den Heiligen Geist bewirktes Band“. Gott verursache wahre Freundschaft.
Wie Prof. Baumann in seinem Vortrag mit dem Titel „‘Veri amici manifestissimum indicium‘ (Aug. Acad. 3,13) – Augustinus über das Wesen und den Wert der Freundschaft“ ausführte, unterteilt sich das Verständnis des Augustinus von Freundschaft grob in zwei Phasen, die ein Wandel in den Jahren 396/397 voneinander trennt. „Freundschaft bedeutet immer das Band, das zwei Personen in gegenseitiger Sympathie vereint.“ Augustins Verständnis für die Quelle dieses Freundschaftsbandes unterscheide indes die beiden zeitlichen Bereiche. In seinen Frühschriften betone er unter Rückgriff auf Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) die menschliche Sympathie als Urheber, im Spätwerk sehe er die Verbindung als eine Gnadengabe Gottes bzw. des Heiligen Geistes.
„Faktoren wie gegenseitige Wertschätzung, Uneigennützigkeit, beidseitiges Vertrauen und physische Präsenz sind in der Freundschaftsvorstellung des Augustinus durchgängige Motive“, stellte Prof. Baumann heraus. „Momente wie die gegenseitige freimütige Kritik, Gebet und Fürbitte füreinander oder das Mitziehen des anderen zu Gott werden erst später ergänzt.“ Ein Blick in Augustins Leben zeige, dass ihm Freundschaft und Freunde immer wichtig waren. Gegen Ende seines berühmten Werkes „Über den Gottesstaat“ (De civitate Dei), das er bis 426 verfasste, schriebt er: „Was tröstet uns in dieser menschlichen Gesellschaft, die so voller Irrtümer und Härten ist, außer dem ungeheuchelten Glauben und der gegenseitigen Liebe zu guten und wahren Freunden?“
Im Anschluss an die Antrittsvorlesung lud der Rektor der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Christoph Gregor Müller, die Gäste zu einem Umtrunk in den Garten der Fakultät ein. Zu Beginn der Veranstaltung hatten Bischof Dr. Michael Gerber und der Rektor die Hausmeisterin der Fakultät, Beate Sikora, anlässlich ihres silbernen Dienstjubiläums geehrt.
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