Fulda/Kassel. Zu einem ersten Erfahrungsaustausch haben sich Bischöfin Prof. Dr. Beate Hofmann und Bischof Dr. Michael Gerber jüngst in Fulda getroffen. Beide Leitende Geistliche werteten es als starkes und ermutigendes Zeichen, dass das Treffen bereits drei Wochen nach der Amtseinführung von Bischöfin Hofmann stattfinden konnte. Damit werde unterstrichen, dass beide die intensive und bewährte Zusammenarbeit zwischen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und dem Bistum Fulda weiter pflegen und ausbauen wollen. Am Treffen hatten auch die beiden persönlichen Referenten, Pfarrerin Eva Hillebold und Dr. Peter Zürcher, teilgenommen.
Im Laufe des Gesprächs, das im privaten Rahmen im Bischofshaus in Fulda stattfand, wurde deutlich, dass die Biografien von Bischöfin Hofmann wie auch von Bischof Gerber von gewichtigen ökumenischen Erfahrungen und Kontakten geprägt sind. Beide stehen zudem für einen Generationswechsel auf Leitungsebene in den großen Kirchen. Als Lehrstuhlinhaberin und Institutsleiterin für Diakoniewissenschaft hat Beate Hofmann in den vergangenen Jahren intensiv wissenschaftlich gearbeitet. Michael Gerber hat sich mit der wissenschaftlichen Praxisreflexion vor allem im Kontext der Ausbildung kirchlicher Berufe auseinandergesetzt. Entsprechend vielfältig wurde während des Austausches auch auf Erträge der eigenen Forschung zurückgegriffen.
Schwerpunkt des Gesprächs war jedoch die drängende Frage der Kirchenentwicklung in Bistum und Landeskirche, die unter den Schlagworten „Bistum 2030“ beziehungsweise „Reformprozess 2026“ firmieren. Beide Kirchen beschäftigen dabei dieselben Grundsatzfragen, weil die Entwicklungsprozesse auf die gleichen gesellschaftlichen Veränderungen reagieren. Hofmann und Gerber nahmen es daher als positiv wahr, dass die große Kirchenmitgliederstudie der Universität Freiburg ökumenisch angelegt ist. Deren Erkenntnisse wurden jüngst auf einer Tagung in der Evangelischen Akademie Hofgeismar vorgestellt und mit erfolgreichen Projekten der Mitgliederorientierung in beiden Kirchen in Austausch gebracht. Beide Leitende Geistlichen waren sich darin einig, solche gemeinsamen Foren der Zusammenarbeit und der pastoralen Innovation auch künftig zu unterstützen und zu stärken.
Einen gemeinsamen Auftritt wünschen beide Kirchenleitungen auch für den Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt, für den Hessentag 2021 in Fulda sowie für die Landesgartenschau 2023 in Fulda. Das seien einmalige Gelegenheiten, mit Menschen über Glaubensfragen in Kontakt zu kommen und die Gemeinwohlorientierung der Kirchen in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Entscheidendes Anliegen bleibe jedoch – sowohl bei den großen Events, in den Pastoralverbünden und Parochien wie auch an neuen Orten gelebten Glaubens, die zunehmend als Netzwerke organisiert sind – Menschen mit der Botschaft des Evangeliums vertraut zu machen, so dass Räume eröffnet werden, durch die Menschen mit der Person und der Botschaft Jesu Christi in Berührung kommen können. Bischöfin Hofmann und Bischof Gerber verbindet ein tiefes Interesse an der Einzelperson, an geistlich-spirituellen Entwicklungen und an unterschiedlichen Formaten der Glaubenskommunikation, in denen in Gruppen Glaubenserfahrungen ausgetauscht werden können. Beide können dabei auf persönliche Erfahrungen zurückgreifen, die sie auch in die Ausgestaltung ihres Amtes einbringen.
Schließlich prägte auch ein sorgenvoller Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen den Gesprächsverlauf. Bischöfin Hofmann erinnerte an ihre Predigt anlässlich der Amtseinführung: „Ich hätte tatsächlich nie gedacht, dass hier, mitten in Deutschland, politisch Engagierte noch einmal Angst um ihr Leben haben müssen.“ Bischof Gerber berichtete, dass er ebenso bei seinen Antrittsbesuchen in den Dekanaten des Bistums seiner Sorge über gesellschaftliche Entwicklungen Ausdruck verleihe. Extremismus und Populismus seien gravierende Probleme, gerade auch in Kurhessen, und eine Herausforderung, auf die die Kirchen mit einer klaren Gegenbotschaft des Miteinanders und des sozialen Friedens zu reagieren haben. Die Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen müssen sich gerade darin auszeichnen, dass sie als Orte erlebt werden, in denen die drängenden Fragen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung im „gelebten Leben“ eine Antwort finden.
„Das heutige Treffen steht am Anfang einer weiteren fruchtbaren, verbindlichen Zusammenarbeit unserer Kirchen, in die wir uns beide nachdrücklich einbringen werden.“ Das betonten Bischöfin Hofmann und Bischof Gerber zum Abschluss ihres Gespräches und vereinbarten, den persönlichen Austausch nicht nur anlässlich offizieller Kontakte zu pflegen, sondern auch in regelmäßigen Vier-Augen-Gesprächen im vertraulichen Rahmen.
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Redaktion: Christof Ohnesorge
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