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Lilly Schwarz (Mitte) gemeinsam mit Schulleiter Uwe Jüngst und seiner Stellvertreterin Birgit Anders. Foto: Ursulinenschule
 

70 Jahre Katholische Akademie des Bistums Fulda

Gesellschaft gestalten

Ein Gespräch mit Gunter Geiger, das sich – eigentlich – um das anstehende 70-jährige Jubiläum der Katholischen Akademie des Bistums Fulda / Bonifatiushaus drehen sollte, endet nach lebhaftem Meinungsaustausch bei Fragestellungen, die auch Goethes „Faust“ stets bewegten. Darüber nämlich, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ beziehungsweise welche Antworten Menschen erwarten (dürfen), denen Leben und Gesellschaft aktuell zu viel zumuten.

Der 56-jährige Akademiedirektor, Diplom-Volkswirt und Politikwissenschaftler, der – gebürtig aus Frankfurt/Main – schon lange mit seiner Familie in Fulda eine Heimat gefunden hat, streift die bauliche Historie des Bonifatiushauses in der Neuenberger Straße nur am Rande. Viel wichtiger ist ihm, die Bedeutung der Einrichtung in der heutigen Zeit zu betonen.


Und Geiger freut sich darüber, dass die Katholische Akademie weit über die Grenzen des Bistums Fulda hinaus einen hervorragenden Ruf genießt. Denn unter einem Dach vereint werden Akademieabende ebenso angeboten wie Bildungsurlaube, Seminare und Workshops. Unterschiedliche Lehr- und Informationsbereiche setzen sich mit aktuellen An- und Herausforderungen von Politik und Gesellschaft auseinander, wobei dem Spektrum „Demokratie“ ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Nicht zu vergessen das Werben, sich an der Europawahl zu beteiligen.


Gemeinsam mit den insgesamt 42 Mitarbeitenden ist Geiger daran gelegen, die Katholische Akademie – die im Laufe der Zeit so viel mehr geworden ist als das „Haus der Weiterbildung der Diözese Fulda“ – auch weiterhin „zu einem Ort zu machen, an dem Dialog und Austausch gepflegt werden“. Und noch etwas ist ihm sehr wichtig: Eine Stätte zu schaffen, wo Kirche in der Gesellschaft sichtbar wird, sich unterschiedliche Meinungen entwickeln können – „und wo Spannungen ausgehalten werden“.

 

Podcast: 70 Jahre Katholische Akademie - Steffi Mosler im Gespräch mit Akademiedirektor Gunter Geiger

Es gibt Grenzen

Der Akademiedirektor legt großen Wert auf das christlich-katholische Selbstverständnis seines Hauses und auch darauf, dass es Grenzen gebe, die für ihn nicht überschritten werden dürften. Sei es bei Diskussionsrunden, Akademieabenden oder auch Ausstellungen. „In der Vergangenheit war ich gezwungen, auch Hausverbote zu erteilen“, so Geiger. „Nicht diskutierbar“ sind für ihn die Themen „Sexismus“, „Rassismus“ und „Holocaust-Leugnung“.


Der 56-Jährige ist übrigens über sein Engagement in der Militärseelsorge mit dem damaligen Militärbischof und Bischof von Fulda, Dr. Johannes Dyba, und dem früheren Leiter der Abteilung Erwachsenenbildung sowie geistlichen Rektor der Akademie, Domdechant Professor Dr. Werner Kathrein, in Kontakt zur Barockstadt gekommen. Am 1. April 1998 hatte Geiger seine Tätigkeit für das Bonifatiushaus begonnen. 2004 wurde er dann in Nachfolge von Dr. Antonius Gescher Direktor und Leiter der Akademie.


Geiger kommt es in erster Linie darauf an, die Katholische Akademie mit ihrem vielschichtigen Angebot in der Gesellschaft sichtbar werden zu lassen. Hilfreiche Unterstützung erfährt er dabei nicht nur von seinen Mitarbeitenden – darunter sind seit jeher auch Menschen von antonius und der Fuldaer Caritas – , sondern auch seitens des emeritierten Bischofs Heinz Josef Algermissen, seines Nachfolgers Dr. Michael Gerber und Domkapitulars Thomas Renze, zugleich Geistlicher Rektor und Beiratsvorsitzender der Akademie.

 

Bislang 16 Publikationen

Zum 70-jährigen Bestehen ist vor Kurzem eine entsprechende Fest-Publikation veröffentlicht worden, übrigens die inzwischen 16. unter Geigers Ägide. Die erste hatte sich 2008 mit Medien und dem internationalen Schutz der Menschenrechte beschäftigt. Mit den Büchern, die sich schwerpunktmäßig mit diesen beiden Themen auseinandersetzen, sieht Geiger eine gute Möglichkeit, sich am gesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen und klar Standpunkt zu beziehen. Sie sind zu finden in der Deutschen Nationalbibliothek und schlagen zugleich einen Bogen hin zur Wissenschaft.


Die Verantwortlichen haben gelernt, die vielfältigen Herausforderungen anzunehmen. So auch während Corona, als unter anderem ein YouTube-Kanal installiert wurde und Veranstaltungen online angeboten wurden. „Das Beste aus jeder Situation machen“ – so lautet die Devise. Über allem steht die Zielsetzung, aufzuzeigen, dass politische Bildung – auch in katholischer Trägerschaft – überraschend vielseitig und modern ist und die unterschiedlichsten Gruppen zu erreichen vermag.


Im Vorfeld des Jubiläums wurde außerdem ein neues Leitbild erarbeitet, das Visionen aufzeigt, mit welchen Zielsetzungen die Katholische Akademie in die Zukunft gehen will. Mitgearbeitet haben unter anderem Dr. Marco Bonacker, Leiter der Abteilung Bildung und Kultur beim Bischöflichen Generalvikariat Fulda, so wie die beiden Bildungsreferenten Giuilio Salvati und Ivona Gebala. Daran beteiligt waren zudem Führungskräfte der drei Dachverbände, in denen die Einrichtung inhaltlich vertreten ist. Geiger beispielsweise steht auch der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V (AKSB) vor.

 

Details zum Jubiläum

Das 70-jährige Bestehen wird am 20. Juni gefeiert. Es beginnt um 16 Uhr mit einem Gottesdienst in St. Andreas mit Hauptzelebrant Bischof Dr. Michael Gerber. Der Festakt startet um 17 Uhr in der Katholischen Akademie, unter anderem mit Grußworten des Fuldaer Bischofs Gerber und von Staatssekretär Dr. Mauel Lösel. Und weil das ganz große Thema des Hauses die „Vielfalt“ ist, werden sich zwei Festvorträge damit beschäftigen, wie diese als Gewinn etrfahrbar ist: Professor Dr. Mouhanad Khorchide ist Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (Münster) und Professor für Islamische Religionspädagogik. PD Dr. Marita Liebermann wiederum ist Direktorin der Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof. Bevor bei einem Flying Buffet der persönliche Austausch fortgesetzt werden kann, hält Domkapitular Thomas Renze noch einen Ausblick.

 

19.06.2024


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