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Bistum Fulda

„Geprägt von Jesu Geist Leben ermöglichen“

Bischof Algermissen predigte am Pfingstsonntag im Fuldaer Dom  

Fulda (bpf). „Ich denke an die vielen, die, geprägt vom Geist des Auferstandenen, ihren täglichen Aufgaben nachgehen, um Leben zu ermöglichen und zu fördern: Mütter und Väter mit ihren Kindern, Menschen in Sozialdiensten an Kranken, Suchtgefährdeten und Obdachlosen.“ Dies unterstrich Bischof Heinz Josef Algermissen am Pfingstsonntag im Fuldaer Dom. In einem festlichen Pontifikalamt hob Algermissen hervor, dass man bei der Spurensuche nach Gottes Geist in den Gemeinden und nach seinem Wirken unter den Menschen dankbar entdecken könne, was Paulus über die Offenbarung des Geistes sage: Sie werde geschenkt, damit sie anderen nütze. „Pfingsten will uns den neuen Blick schenken: die Offenheit füreinander, die Freude aneinander, den aufmerksamen Blick, wo wir einander immer besser Leben ermöglichen können.“

 

Zu Beginn seiner Predigt stellte Algermissen die Frage, wie es mit dem christlichen Glauben, den Gemeinden und der Kirche weitergehen werde. „Als Kirche stehen wir an einem Punkt, wo wir spüren: Es wird nicht einfach alles so weitergehen können, wie wir es gewohnt sind.“ In dieser Verunsicherung zögen sich die einen in Mutlosigkeit und Resignation zurück, andere versuchten, unter allen Umständen das Bisherige festzuhalten, weil sie sonst das Chaos fürchteten. Wieder andere stürzten sich in zahllose Aktivitäten. Die Frage, ob sie ohne den Herrn überhaupt noch eine Perspektive hätten, stellten sich auch die Jünger nach dem Schock des Karfreitags. Die sorgenvolle Frage der Christen von Korinth an Paulus zielte ebenfalls auf die Zukunft der Gemeinde ab. „Darum lohnt es sich auch für uns, genauer hinzusehen: Welche Erfahrungen durften die Christen damals mit Gottes Geist machen? Ihre Perspektiven können uns den Blick für die Antwort auf unsere Fragen öffnen.“

 

„Der gekreuzigte Auferstandene tritt in die Mitte der vor Angst atemlosen Jünger, die sich verschlossen zurückgezogen hatten, und schenkt ihnen seinen Lebensatem“, erinnerte Bischof Algermissen. Das Bild des Lebenshauchs des Auferstandenen bewahre einen vor zwei Missverständnissen: Nicht blinde, atemlose Aktion für das Reich Gottes sei angesagt, sondern die leeren Hände und Herzen öffneten einen für den Geist. Sich von ihm durchdringen zu lassen wie vom eigenen Atem, das sei der erste Schritt auch mit der Kirche heute.

 

Christen seien darum nicht Nachlassverwalter der Vergangenheit, sondern Wegbereiter der Zukunft. Die Kirche müsse unbedingt lernen, die Fragen nach dem, was Jesus tun würde und der Geist ihr heute sage, noch viel häufiger zu stellen in den Situationen des Alltags, in all den Gesprächen und Sitzungen, „damit es mit unserer Kirche auch in dieser Zeit gut weitergeht“. Wenn man so an die vielfältigen Aufgaben unserer Zeit herangehe, werde man Gottes Geist in großer Vielfalt erfahren, unter anderem als Finger Gottes, der einen führt. Wo Christus das Haupt und seine Gläubigen die Glieder seien, da sei der Geist das eine und unteilbare Leben in diesem Leib. Hartnäckig, damit es wirklich keiner missverstehe, pochte der Apostel Paulus auf die Einheit, die der Geist bewirke. „Weil es nur einen Geist gibt, muss es unter denen, die sich zu Christus bekennen, eine Grundsolidarität geben, die weit vor allen persönlichen Vorlieben, kirchlichen Strömungen und theologischen Richtungen liegt“.

 

Der Geist sei aber auch das „Leben in dem einen Leib mit vielen Diensten“, die ihr eigenes Profil, aber die gleiche Würde hätten. Paulus durchkreuzte damit den Korinthern ihre gewohnten Denkmuster von oben und unten, von Knecht und Herr, von Juden und Griechen. „Wie steht es, so sollten wir von Paulus herausgefordert fragen, mit unseren Denkmustern von Laien und Amtsträgern, von Männern und Frauen, von hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern in unseren Gemeinden?“, hinterfragte Algermissen. Appelle allein genügten nicht. Es gelte, nicht nur an Programmen und Konzepten zu arbeiten und immer neue Aufgaben festzulegen. Stattdessen lade einen das Fest des Heiligen Geistes ein, sich auf die Suche zu machen. „Wo der Geist Gottes Leben bringt, dürfen wir entdecken, dass wir noch viel mehr Möglichkeiten in uns haben, als wir uns bisher zugetraut, ja als wir überhaupt geahnt haben, jede und jeder Einzelne persönlich, aber auch die Gemeinschaft der Glaubenden.“ Mit Pfingsten dürften die Christen ein Fest zum Aufatmen feiern: weil Gott ihnen schenke, dass sie seinen Geist und seinen Lebensatem wieder neu in sich aufnehmen dürften, so Bischof Algermissen zum Schluss.

14.06.2011


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